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Es geht los

Fünf Wochen. Über die Alpen. Zu Fuß. Lange habe ich geplant, mein Start rückt näher. Ich freue mich. Ich habe Angst. Die nächsten Wochen werden unberechenbar. Ja, ich habe mich gut vorbereitet. Ich habe Kondition aufgebaut. Meine Ausrüstung stimmt. Ich weiß, wo meine Anlaufpunkte und Hütten sind. Und doch, werde ich es schaffen? Werden meine Füße mich die 500km und 25000 Höhenmeter tragen? Oder habe ich mir zu viel vorgenommen und ist der Abenteuergeist in meinem Kopf größer als das, was ich leisten kann? Und größer als mein Mut, der im Moment zu schrumpfen scheint, je näher der Start rückt …

Vor etwa 15 Jahren bekamen wir ein Buch geschenkt: „Mit zwei Elefanten über die Alpen: Eine Familie wandert von München nach Venedig“. Ich habe es so oft gelesen, wie bisher kein anderes Buch. Bin in Gedanken mitgewandert, habe mitgestaunt, mitgelacht und mitgelitten. Und immer gedacht: Ich will das auch mal!

In fünf Wochen von München nach Venedig. Mit diesem Plan fing meine Planung Anfang dieses Jahres an. Ein Jahr, in dem ich beschloss, meinen Job zu kündigen und eine Auszeit zu nehmen, weil mein Job mehr Kraft fraß als ich hatte und ich merkte, ich will eigentlich beruflich auch wieder in eine andere Richtung. Und dann dachte ich irgendwann: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich wagte es, in die Planung einzusteigen.

Es ist eigenartig, wenn Träume plötzlich greifbar werden. Solange man träumt und darüber als Traum spricht, fliegt man. Wird alles plötzlich Realität, steigt der Respekt. Und ich stellte mir auf einmal die Frage, die vorher immer so klar war: Willst du das wirklich? Ich überlegte hin und her, aber irgendwann wusste ich: Ja, ich will es probieren. Ich will!

Aus München-Venedig wurde am Ende eine eigene Route. Als meine Schwester beschloss, mich die erste Woche zu begleiten, beschloss ich, direkt im Gebirge zu starten. Und dann dachte ich während der Planung: ‚Ich habe keine Lust, die letzte Woche nur noch Flachlandetappen zu laufen. Ich würde gerne mehr Berge …‘

Die Planung war auch deswegen viel Arbeit, weil ich jetzt keinen fertigen Wanderführer mit Routen und Telefonnummern mehr hatte, sondern selbst auf Hütten- und Etappensuche gehen musste, überlegen musste: Wie viele Höhenmeter am Tag, wie viele Kilometer, wie viele Stunden? Wie mache ich das mit Ruhetagen? Was ist die beste Route? Was wäre ein gutes und erreichbares Ziel? Aus München-Venedig ist nun eine Route mit Ziel Comer See geworden. Ob meine Pläne aufgehen werden?

Mittlerweile ist alles bereit, alles durchdacht, mein Rucksack probegepackt, die Powerbank geladen. Das sind auch alles so Fragen: Wie wird unterwegs die Stromversorgung sein? Wie das Handynetz? Ich weiß nicht, wie gut ich ins Internet komme … Weiß nicht, wie oft ich hier schreiben kann. Oder will. Was ich brauche, was mir guttut, was mich stresst. Ich will mich auf das einlassen, was ist.

Ich spüre, es ist gut, dass es losgeht. Nur noch wenige Tage. Aber es rücken auch wieder die Fragen näher: Will ich das wirklich? Werde ich es schaffen? Oder habe ich mir zu viel vorgenommen? Wird das Wetter mitmachen? Es gibt manches, was mir Angst macht. Gewitter zum Beispiel.

Ich habe viel geplant. Manches kann ich nicht planen. Da muss ich vertrauen. Loslassen. Die fünf Wochen werden in dieser Hinsicht eine gute Übung sein. Ich bin nicht gut im Vertrauen. Ich bin nicht gut im Loslassen. Ich hoffe, ich komme in der Hinsicht gewachsener zurück.

Einfach losgehen. So einfach ist das nicht. Oder vielleicht doch? Ich kann nicht verlieren, wenn ich losgehe!


Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken, ist stolpernd unterwegs ins Vertrauen und immer wieder erstaunt, wie gut Gott ist.


6 Gedanken zu „Es geht los“

  1. Liebe Stephanie,
    Wünsche dir alles Gute beim Wandern! Vielleicht machst du deine nächste Wandertour in den norwegischen Gebirge? Würd mich freuen 🙂
    Alles Liebe von Gro mit Familie

  2. Liebe Stephanie und liebe Dani, auch auf diesem Wege ein lieber Gruß zu euch und gutes Gelingen und viel Freude zu eurer Wanderung. Von Herzen Gottes Schutz und Segen für Euch, euer Papa

  3. Hey Stephanie,
    wir wünschen dir und deiner Schwester einen guten Tourstart und gehen in Gedanken ein bisschen mit… 😉
    spontan habe ich ein Lied im Kopf:
    „Möge die Straße uns zusammen führen
    Und der Wind in deinem Rücken sein
    Sanft falle Regen auf deine Felder
    Und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein!
    Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand!“
    deine 4 von der Alb

Danke für deinen Kommentar.

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