meine geschichte mit Gott
Die Anfänge
Großgeworden in einem christlichen Elternhaus und in einer Freikirche, hat Gott bei mir schon immer dazugehört. Die Entscheidung für Gott, die ich mit siebzehn Jahren getroffen habe, war dennoch nicht selbstverständlich.
Es war mein Anfang mit Gott. Ich hätte jedoch nie gedacht, dass es zwischen Gott und mir mal schwierig wird. Meine Entscheidung für Gott entsprang einem Workshop auf einem Sommercamp, „Angstfrei glauben“. Zum ersten Mal in meinem Leben formulierte jemand, wonach ich mich sehnte. Und ich sah, ich bin nicht allein mit meiner Angst.
Der Workshop ging tief. Das einfache Fazit, an dem ich immer noch buchstabiere, lautete: Du hast nur eine Chance bei Gott, wenn er dich bedingungslos liebt – und das tut er. Berührt von diesem „bedingungslos geliebt“, was ich doch nicht glauben konnte, dachte ich: Wenn Gott so ist, dann will ich ihn in meinem Leben.
Nach Abitur und Ausbildung wagte ich den Sprung ins Theologiestudium. Pastorin werden wollte ich nicht, aber ich wollte tiefer eintauchen in Gottes Welt, verstehen und schreiben. Die fünf Jahre zwischen Büchern und anderen Fragenden waren ein Geschenk für mich. Das Studium schloss ich erfolgreich ab. Und als Pastorenfrau.
Ausgebremst
Zehn volle und aktive Jahre in Beruf und Gemeinden folgten. Meine Angst vor Gott ploppte immer mal wieder zwischen Spülmaschine und Predigtschreiben auf, aber sie ließ sich stets beruhigen. Und ich war froh, wenn sie mich in Ruhe ließ. Mein Glaube funktionierte.
Dann bescherte mir ein Burnout die Vollbremsung. Mein Körper zog die Reißleine und zwang mich dazu, herauszukommen aus meinem Funktionieren. Und aus meinem Glaubenstrott. Bei meiner Psychotherapeutin gingen mir Welten auf. Und auch die Angst saß plötzlich wieder neben mir. Hartnäckig und stur. Angst davor, das Leben nicht zu schaffen. Und das mit dem Glauben auch nicht.
Was ich sonst selten hinkriegte, schaffte ich bei meiner Therapeutin: Ich konnte loslassen, mich fallen lassen. Und ich spürte: Sie hält mich aus und alles, was ich mitbringe. Alles darf sein. Ich auch. Es war ein Aha-Erlebnis und nach mancher Stunde dachte ich: Wenn Gott so ist …
Mit Absicht hatte ich mir keine christliche Therapeutin gesucht. Ich wollte keinen Druck von dieser Seite. Ich machte mir selbst schon genug Stress. Aus der Kirchengemeinde hatte ich mich komplett zurückgezogen. Bibel konnte ich nicht mehr lesen. Ich brauchte Raum. Oft überfielen mich Schuldgefühle und Ängste. Allein die Frage: Was, wenn ich nie wieder in die Kirche will?
Die Angst brüllt
Meine Angst vor Gott baute sich immer höher auf und stand irgendwann wie ein Bollwerk vor mir. Ich sehnte mich nach dem guten Gott, war aber nur am Wegrennen und fürchtete mich vor dem, was Gott von mir wollen könnte. Mein Selbsthilfe-Werkzeugkasten gegen die Angst funktionierte nicht mehr. Ich merkte, allein finde ich da weder raus noch zu Gott zurück. Die Theologin konnte sich selbst nicht helfen. Das Einzige, was ich hatte, war eine Zusage, die Gott mir gegeben hatte: „Wir werden uns nicht verlieren.“
Ich wagte es schließlich, einen guten Freund und Seelsorger zu kontaktieren. Endlich durfte alles raus – meine Fragen, meine Zweifel, mein Hadern, meine Wut, meine Angst. Alles. Es war ein Befreiungsschlag für mich, dass sich mein Gegenüber weder schockiert zeigte noch verurteilte, was aus mir herausschoss. Ich war nicht falsch! Das alles gehörte zu mir und zu meiner Geschichte. Alles durfte sein.
Die Gespräche waren ein Anfang. Sie warfen mich zunächst so richtig hinein in meine Angst. Es gab Tage, da flog mir alles um den Kopf, die Angst verschlang mich. Andererseits stürzte ich mich selbst mitten hinein. Ich wollte wissen, ob das mit dem Glauben noch mein Weg ist. Ich wollte nicht mehr an einen Gott glauben, der mir Angst macht, von mir fordert, mir „Das reicht nicht!“ entgegenschreit. Aber ich wollte auch nicht verlassen und verloren sein.
In die Freiheit
Gott arbeitet sich mit mir in die Freiheit, Stück für Stück. Das Alte ist noch da. Es kämpft sich immer wieder durch. Die Stimmen sind noch in meinem Kopf, die mir zurufen: „Du bist nicht genug! Du glaubst nicht genug! Streng dich doch mal ein bisschen an! Gib mehr!“ Doch die Stimmen werden leiser. Und Gott schafft es immer öfter, durch meinen Panzer hindurchzudringen und mir zu sagen: „Sie lügen. Alles ist gut. Ich bin bei dir.“ Und ich schaffe es immer öfter, ihm zu glauben.
Noch ist mein Fluchtreflex oft stärker als meine Sehnsucht, aber ich erlebe Gott als jemanden, der mir den Raum gibt, den ich brauche. Und die Zeit. Gott ist nicht mit der Peitsche hinter mir her. Das will ich glauben.
Mein Blog ist ein Blick in meine innere Welt, in meine Fragen und Zweifel, in mein Ringen, in mein Stolpern mit Gott – und in mein Staunen, Stillestehen vor ihm, Überraschtsein, Berührtsein von dem, was er sich grad wieder für mich ausgedacht hat. Denn er denkt sich viel aus, nur oft raffe ich es nicht. Aber wenn er zu mir durchkommt und ich ihm ausnahmsweise glaube, dann sehe ich einen Gott, an den ich gern glauben will. Einen guten Gott. Einen, der mich zu nichts zwingt, der behutsam mit mir umgeht. Einen Gott, der an mich denkt und für mich und der mich segnen will.
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