Ich will ein guter Christ sein! – Manchmal fechte ich Kämpfe aus, in die Gott mich gar nicht hineinschickt. Stattdessen sagt er mir: Lass dich lieben.
Vergebliche Kämpfe
Eigentlich sollte das heute ein Sommerthema werden. Leicht, fluffig, inspirierend. Ich entschuldige mich schon jetzt, dass es das nicht ist. Aber das Ende ist leicht und happy. Versprochen.
In den letzten Wochen habe ich mir das Leben schwer gemacht. Darin bin ich Profi. Und wehe, wenn sich mein Ehrgeiz und Perfektionismus in meinen frommen Ansprüchen verhaken!
Irgendwie hatte ich mich in das Denken verstiegen: Es ist meine Schuld, dass es mit Gott und mir nicht so klappt. Ich müsste ihm mehr hinterherlaufen, mehr Zeit einräumen, ihn mehr lieben. Denn er kann ja nicht schuld daran sein, dass es zwischen uns grad nicht so läuft. Er ist ja schließlich Gott!
Mein Anspruch ist: Ich will mit Gott maximal verbunden sein. Und ich will das auch fühlen. Wenigstens einmal am Tag. Oder alle zwei Tage. Zumindest so oft, dass ich das Zwischendrin gut aushalte.
Die Zwischendrins fordern mich heraus. Zu oft lande ich bei der zermürbenden Frage: Was mache ich falsch? Gott kann ja nicht das Problem sein. Siehe oben.
Und dann werfe ich erst recht den Turbo an, weil ich es jetzt endlich mal ernst meinen, mich mal richtig bemühen will. Das Ganze endet meist im Gegenteil, sodass ich am Ende keinen Erfolg verbuche, sondern stattdessen ein Häufchen Elend bin. Überraschung.
Denkfalle „Das muss!“
Verbissenes Christsein tut schon beim Zusehen weh. Trotzdem tappe ich immer wieder in diese Falle und denke: „Das muss doch gehen!“ Es geht aber nicht. Zum Glück. Weil das mit Gott anders funktioniert. Ich hoffe, ich habe das jetzt ein für alle Mal kapiert.
Letzte Woche habe ich über meine erschreckend kleine Liebe zu Gott geschrieben. Mit dem Fazit: Gott will, dass ich ihn einfach so liebe, wie ich es kann. Mit meinem verdorrten Herzen. Mit meiner Untreue. – Warum braucht es nur immer so lange, bis diese Antworten auch in mein Herz sacken?
Am Donnerstag habe ich den Beitrag geschrieben, am Freitag war ich schon wieder voll drin im: „Ich muss!“ Das Häufchen Elend lässt grüßen.
Am Wochenende hatte ich dann endlich mal wieder viel Zeit für mich und Zeit zum Loslassen und Fühlen.
Und ich saß da auf meiner Sportmatte und war erst mal baff. Weil es so banal und einfach war. Weil ich es doch eigentlich längst wusste. Aber weil ich es immer noch nicht verstanden hatte. „Lass dich lieben.“ Punkt.
Ich wusste sofort: Das ist das, was ich brauche.
Lass dich lieben
In diesem Moment fiel mir erst so richtig auf, wie bemüht ich bin und welche Kämpfe ich ausfechte. Kämpfe, von denen Gott gar nicht will, dass ich sie austrage. Kämpfe, die er mir nie aufgetragen hat. Kämpfe, von denen er genau weiß, sie machen mich kaputt.
Lass dich lieben.
Es ist ein Satz, der alle Knoten löst und alles Bemühtsein von meiner Schulter nimmt. Ein Satz, mit dem Gott liebevoll sagt: „Lass mich machen! Lass es mich machen!“ Und auf mein Zögern hin schiebt er nachdrücklich nach: „Wirklich.“
Als ich es so weit begreife, wie ich es mit meinem Stephanie-Hirn begreifen kann, denke ich plötzlich: „Mich lieben lassen – ja, das kriege ich hin. Glauben kriege ich nicht hin, an Gott dranbleiben kriege ich nicht hin, aber mich lieben lassen, das kann ich vielleicht.“
Seitdem klingt Gottes „Lass mich dich lieben“ in mir nach. Ich habe mich in dieser Woche manchmal auf die Sportmatte gelegt: auf den Rücken, mit offenen Händen – in Empfangsposition. Es hilft mir, mich nicht nur mit dem Kopf zu erinnern, sondern Gott meinen ganzen Körper hinzuhalten.
Meine frommen Ansprüche sind für mich der Killer. Ich weiß das. Gott entlarvt sie Stück für Stück. Liebevoll. Tröstend. Geduldig. Und immer mit der Erinnerung: „Aber du weißt, dass ich diese Ansprüche nicht an dich stelle …“
„Ja, Herr, ich lerne es, dir wirklich nur Gutes zuzutrauen.“
In Hosea 14,5 sagt Gott übrigens zu seinem Volk: „Gern will ich dich lieben.“ Ironischerweise habe ich mir diesen Text schon vor sieben Jahren auf einen Stein geschrieben, den ich eine Zeit lang immer in der Hosentasche hatte. Sogar einen Smiley hatte ich dazu gemalt.
Vielleicht sollte ich den Stein wieder mit mir herumtragen. Er sagt die Wahrheit.
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Stephanie Kelm
ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.