Meine Liebe zu Gott ist eine fleckige Liebe. Ich würde ihn gern mehr lieben als mich – aber es gelingt mir nicht. Wie kann ich Gott lieben?
Ich oder du?
In letzter Zeit kommt mir meine Liebe zu Gott mal wieder erschreckend klein vor. Unbegeistert. Leidenschaftslos. Ich bin gerade keine Frau, die Gott sucht und hinterherrennt. Eher schaue ich, dass ich alles unter einen Hut bekomme – und ab und zu bekommt auch Gott Platz unter diesem Hut.
Meinem inneren Richter fällt das auf. Er stachelt mein schlechtes Gewissen an und benutzt die Tatsache gerade, um mich fertigzumachen. „Du sollst lieben! Du musst lieben! Wenn du Gott nicht liebst, schießt du dich selbst ins Abseits.“
Zurzeit lese ich das Buch „Gott braucht keine Helden“ von Magnus Malm. Es bringt auf den Punkt, worum es beim Christsein eigentlich geht: Gott lieben steht ganz oben, ein guter Auftritt und Erfolg ganz unten. An sich ist das nichts Neues, trotzdem trifft es mich gerade.
Denn es ist mir nicht egal, wie erfolgreich ich bin. Mit diesem Blog zum Beispiel. Ich wünsche mir viele Leser und Klicks und wollte so viele Menschen erreichen. Stattdessen habe ich den Eindruck, gerade geht nichts richtig voran und das, was ich schreibe, versinkt in der Bedeutungslosigkeit.
Das kratzt an meinem Ego. Mehr als ich zugeben mag. Aber ich schreibe ja nicht für mich und mein Ego. Oder doch? – Gott soll mir mehr wert sein als Reichweite und Applaus. Es geht doch um ihn! Nicht um mich. Wenn ich ehrlich bin, liebe ich mich selbst oft mehr als Gott.
Fleckige Liebe
Werde ich Gott je mehr lieben als mich? Bei dieser Frage hakt Gott sich ein …
Beim Lieben geht es nicht um Wettbewerb und mehr oder weniger. Es geht mir um Echtheit. Um Vertrauen.
Herr, ich mag mich grad nicht. Ich will kein Mensch sein, dem es nur um sich geht.
Ich mag dich, wie du bist.
Ich hasse diese ganzen unedlen Motive, meine Sehnsucht nach Bestätigung und Anerkennung. Ich will es nicht – und ich will es doch!
Ich weiß. Es gehört zu dir. Du bist Mensch!
Was soll ich machen, damit es mich nicht so beherrscht?
Annehmen. Du bist so und ich liebe dich so.
Herr, aber …
Ich meine es so. Ich werde deine Flecken nicht wegzaubern. Sie sind Teil von dir. Aber ich kann dir helfen, damit umzugehen.
Und das heißt?
Annehmen. Nimm an, dass das Teil von dir ist. Und nimm an, dass ich dich so liebe.
Das fällt mir schwer.
Ich weiß. Du liebst dich nur, wenn du funktionierst. Ich liebe dich immer.
Du liebst dich nur, wenn du funktionierst. Ich liebe dich immer.
Ich wäre gern makellos.
Unangreifbar.
Ja.
Weil du dich nicht sicher fühlst. Aber du bist sicher bei mir. Du brauchst den Makellos-Schutzpanzer bei mir nicht.
Herr, dieser Blog sollte etwas Heiliges sein.
Er wäre nicht heiliger, wenn du makellos wärst. Heilig ist, was ich heilige und heilig mache. Nicht du.
Aber sollte ich nicht auch …?
Ich brauche deinen Blog nicht, um dich zu lieben. Ich liebe dich, ganz egal, wie sehr du mich liebst oder wie viel du für mich tust.
Liebe mich, so wie du bist. Gott
Malm zitiert in seinem Buch folgenden Text: „Gib mir dein Herz, und liebe mich, so wie du bist … in jedem Augenblick und jeder Lage, in der du gerade bist, mit brennendem Herzen oder mit verdorrtem, in Treue wie in Untreue … Warte nicht mit deiner Liebeshingabe, bis du ein Heiliger geworden bist, sonst wirst du mich nie lieben.“[1]
Warte mit deiner Liebe nicht, bis du ein Heiliger geworden bist, sonst wirst du mich nie lieben.
Warte nicht, bis deine Motive rein und fleckenlos sind. Warte nicht, bis jeder Wunsch nach Bestätigung verstummt ist. Warte nicht, bis das Egoistische in dir verschwindet. Warte mit deiner Liebe nicht. Komm so, wie du bist.
Gib mir die Liebe, die du hast. Und sei sie auch noch so fleckig und voller Makel, halbherzig und leidenschaftslos. Gib sie mir.
Gib sie Gott.
Ich neige dazu, diese meine Liebe, die den Namen nicht ansatzweise verdient, zurückzuhalten. Beschämt. Unsicher. Niedergeschlagen. Wie gern würde ich sie in der Ecke verstecken und Gott etwas Fleckenloses hinhalten!
Gott sagt: Gib sie mir. Gib mir genau diese fleckige Liebe. Vertrau sie mir an. Ich kann daraus etwas Heiliges machen.
Es fällt mir schwer, das zu glauben. Zugleich trifft dieses „Gib sie mir!“ meine Sehnsucht. Ich will mich nicht länger allein damit herumquälen.
Ja, Herr, mach etwas Heiliges aus dem, was ich tue. Nimm die Flecken in deine Hand. Lass mich dir vertrauen. Und lass es mich dir überlassen, was du damit tust.
Foto: pixabay | 3588162
[1] Anonymer Beitrag aus der Zeitschrift „Karmel“, zitiert in: Malm, Magnus, Gott braucht keine Helden, 10. Aufl., Holzgerlingen, SCM R.Brockhaus, 2020, S. 104
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