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Windstill

Zum Segeln braucht es Wind. Gerade ist es zwischen Gott und mir windstill. Wie kann ich mein Boot in solchen Zeiten steuern, wo mich verankern?

Gerade ist es in meinem Leben windstill. Der Urlaubswind ist vorbei. Es ist zwar genug Gewusel und zu tun, Menschen und Aufträge machen mir Wind. Aber es ist nicht dieser Wind, den mein Boot braucht. Und nein, ich will den Motor nicht anwerfen. Ich will auf Wind warten.

In einem Forum habe ich eben gelesen, dass so manche Regatta ausfällt, wenn es windstill ist. Dann sitzen die Segler am Ufer und warten. Solange bis Wind ist – oder sie unverrichteter Dinge heimfahren.

Bloggen ist ein bisschen wie Segeln für mich. Ich brauche keinen Sturm, ein Lüftchen reicht mir. Aber auf das warte ich. Alte Ideen zu verwerten, dagegen sträube ich mich. Beim Segeln kann man den Wind von stürmischen Tagen ja auch nicht einpacken und aufheben für die Flaute.

Auf Gott warten

Wie windig ist es gerade bei dir? Wie viel Luft weht zwischen dir und Gott?

Wenn ich meine Windstille beschreiben müsste, dann würde ich sagen: Sie ist Stillstand. So fühlt es sich an. Gott bewegt gerade nichts in mir und meinem Leben. Er pustet seinen Wind nicht vorbei. Ich spüre keinen Hauch von ihm. Zugleich weiß ich, er ist da so wie die Luft vor meiner Nase.

Trotz diesem „Ich weiß, er ist da“ ist Windstille schwer für mich zu ertragen. Vielleicht, weil ich dadurch meine innere Unruhe stärker wahrnehme? Oder eben doch immer wieder auf Gottes spürbares „Ich bin da“ angewiesen bin und mich das Fehlen verunsichert?

In Psalm 42,6 fragt der Schreiber: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht.“ Unruhe im Innen, Warten im Außen. Ich bin mit meiner Unruhe und Windstille in guter Gesellschaft.

Zugleich steht da das zuversichtliche „Ich werde ihm noch danken!“ des Schreibers. Ich werde Gott noch danken, ganz sicher!

Gott wird sich zeigen

Meine Füße sind unruhig. Ich will, dass sich etwas verändert. Dass die Windstille aufhört, Gott wieder weht. Aber ich kann es nicht machen. Rudern schafft keinen Wind herbei. „Harre auf Gott.“

Die Segler im Forum erzählen davon, dass sie Karten spielen, während sie auf den Wind warten. Und ich? Ich bewege mich Schritt für Schritt durch den Alltag, im Vertrauen darauf, dass der Wind wiederkommen wird. Wann und wie er will. Und dass Gott ihn zur richtigen Zeit schicken wird.

Bis dahin darf ich Zuversicht üben. „Ich werde ihm noch danken.“ Vielleicht muss ich das gar nicht in die Zukunft verschieben. Ich kann Gott auch bei Windstille danken.

Windstille bedeutet ja nicht, dass Gott fern ist oder mich verlassen hat. Das will mir nur meine alte Angst einreden.

Windstille heißt nur: Es weht kein Wind. Aber ich bin da und Gott ist da. Ich darf die Aufgaben des Alltags mit dieser Gewissheit angehen.

„Ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft.“ Gott wird mir helfen, sich zeigen, seinen Wind wieder wehen lassen. Bestimmt. Daran darf ich mich hängen. Darauf darf ich warten und hoffen. Brauche mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Kann Karten spielen wie die Segler.

Ich will nicht, dass es windstill bleibt. Aber ich weiß, es wird nicht so bleiben.

Foto: pixabay | Holger Feulner


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


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