Zum Inhalt springen

Glaube als Gabe

  • Bibel

Mein Glauben ist klein. Gern würde ich mehr glauben. Paulus sagt: Glaube ist eine Gabe und unterschiedlich verteilt. Wie dieser Gedanke mir hilft.

Ich lese 1. Korinther 12. Es geht um die geistlichen Gaben. Das Kapitel ist mir vertraut. Ich habe schon viele Predigten darüber im Gottesdienst gehört. Ich erwarte nichts Neues.

Zu meiner Überraschung bleibe ich in Vers 9 hängen. Und denke: Steht das wirklich so da? Auch heute habe ich wieder meine englische Bibel am Wickel, aber nun muss Luther doch herhalten. Aber auch bei Luther: Es steht wirklich so da!

Mitten bei den geistlichen Gaben, zwischen der Gabe der Erkenntnis und der Zungenrede, zwischen der Gabe der Heilung und der Prophetie – mittendrin steht die Gabe des Glaubens. Die Gabe des Glaubens? Wirklich? Aber soll denn nicht jeder glauben?

Ich bin irritiert. Verwirrt. Verwundert. Zugleich spüre ich, dass gerade etwas leichter wird in mir. So, als würde jemand Luft unter meine Kleider blasen. Drei Gedanken berühren mich.

1. Glaube ist unterschiedlich verteilt

In meiner Glaubenswelt habe ich immer gedacht, jeder sollte großen Glauben haben und diesen auch anstreben. Also: groß von Gott denken, verwegen beten, Gott beim Wort nehmen, nicht zweifeln. Eben einfach glauben und alles andere abschütteln.

Offensichtlich ist es aber eine Gabe, wenn jemand Gott besonders vertrauen kann. Gottvertrauen ist also nicht selbstverständlich. Mancher hat mehr, mancher weniger. Und das ist völlig in Ordnung für Gott.

Vermutlich ist die Gabe des Glaubens bei mir nicht sehr ausgeprägt. Schon oft habe ich mich für meinen Mini-Glauben geschämt und gedacht, ich müsste mehr glauben. Das Wissen, dass Glaube eine Gabe ist, entlastet mich. Ich darf so glauben, wie ich es kann.

2. Glaube als Gabe von Gott

Ein zweiter Gedanke ist: Glaube ist ein Geschenk. Ich kann ihn nicht machen, mir nicht erarbeiten. Er ist einfach Geschenk und manchen hat Gott damit wohl besonders beschenkt.

Glaube ist für mich zwar auch die immer neue Entscheidung, dass ich Gott hier und heute vertrauen will. Ich weiß, ich kann darin wachsen. Und trotzdem, offensichtlich ist Glaube den einen eher gegeben.

Gott hat also keine Messlatte für den Glauben im Kopf. Er steht nicht wie beim Hochsprung neben der Anlage, um zu sehen, wer über die Latte kommt – und vergibt aufgrund dessen Tickets in sein Reich.

Gott ist kein Glaubenstrainer. Er ist ein Glaubensbegleiter. Ein Glaubensschenker.

3. Glaube als Bitte an Gott

Wenn das so ist, dann darf ich Gott auch um Glauben bitten. Und die Antwort ihm überlassen. Ich muss mich nicht grämen, weil mir Glauben schwerfällt. Ich muss nicht verzweifeln, weil es mir nicht so gelingt, Gott zu vertrauen, wie ich das gern hätte.

Ich darf glauben, so wie Gott es mir gibt. Manchmal groß und unerschütterlich, und oft klein und kläglich. Ich darf meine Angst verlieren, nicht genug zu glauben, Gott nicht genug zu vertrauen.

Ich darf mich mit meinem Glauben in Gottes Hand legen.

Wenn der Glaube unnütz ist

Im letzten Vers von 1. Korinther 12 redet Paulus übrigens von größeren Gaben – und schließt Kapitel 13 an. Das Hohelied der Liebe. In Vers 2 sagt er dort: „… und wenn ich einen Glauben hätte, der Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts.“ (NLB)

Ich strebe nach großem Glauben. Gott schreibt mit sanfter Hand hinter mein Streben ein Fragezeichen und sagt: „Strebe nach Liebe! Sie ist es, auf die es ankommt.“ Leichter ist das nicht. Aber auch hier hat Gott schon die Antwort: „Ich habe dich zuerst geliebt.“ (1 Joh 4,19)

Auch die Liebe ist eine Gabe Gottes. Nach ihr darf ich streben. An ihr darf ich scheitern. Zuallererst aber bin ich in seiner Liebe geborgen und gehalten.

Foto: pixabay | Aleksandra


Anderes aus der Kategorie „Bibel“


Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert