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Druckempfindlich

Ich bin empfindsam, empfindlich. Auch im Glauben. Warum reagiere ich auf manches so heftig? Und wie geht Gott mit meinen Eigenheiten um?

„Eine gute Sichtweise, die den Druck nimmt“, so schrieb mir vor zwei Wochen jemand auf meinen Blogbeitrag. Und mir kam spontan der Gedanke: Ja, ich bin druckempfindlich!

Stolz bin ich darauf nicht. Eher komme ich mir oft vor wie eine kleine Mimose im Glauben, die nichts abkann. Denn ich reagiere auch auf manches, wo mein Kopf denkt: „Aber das ist doch gar nichts!“ Wenn ich genau hinsehe, ist da aber etwas. Zumindest für mich.

Sensible Themen

Zeigefinger und Plattitüden rieche ich in einer Predigt schon von weitem. Bei Aufforderungen zu frommem Leben und Mission spannt mein Körper sofort an. Und wo mein Handeln und Glauben entscheidend dafür sein sollen, ob ich gerettet bin oder nicht, will ich einfach nur weg.

Als evangelischer Freikirchler ist Werksgerechtigkeit zwar offiziell kein Thema für mich, dafür hat sich ihr Duft über andere Türen eingeschlichen.

  • Mission ist zum Beispiel wichtig und das Bedürfnis, anderen von Gott zu erzählen, sollte in jedem Fall vorhanden sein. Und was, wenn nicht?
  • Das Bleiben an Gott ist Voraussetzung fürs Happy End und sollte Priorität in meinem Leben haben. Aber was ist, wenn ich es nicht schaffe, an Gott dranzubleiben?
  • Leben mit Gott ist Wachstum und Veränderung, die nebenbei und natürlich geschehen. Und was, wenn ich den Eindruck habe, meine Baustelle wird eher größer?
  • Meinen Mitmenschen zu dienen, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen, sollte mir ein Anliegen sein. Und was, wenn es mir wichtig ist, dass ich auch wichtig bin?

Warum ich bin, wie ich bin

Mir ist klar, dass meine Druckempfindlichkeit verschiedene Ursachen hat. Zum einen bin ich von meiner Persönlichkeit her sehr empfindsam. Ich bin wie ein reifer Pfirsich, den man sorgsam anfassen muss und bei dem alles schnell Spuren hinterlässt.

Zum anderen ist da meine Prägung. Bestimmte Dinge wurden in meiner Kirchengemeinde und Familie besonders betont, andere nicht so. Das ist immer der Fall, egal wo und wie man aufwächst. Aber genau das prägt. Auch den Glauben und das Gottes- und Menschenbild.

Aus Überzeugung bin ich nach wie vor in meiner Freikirche. Ich bin gut dort aufgehoben. Und doch weiß ich, dass ich meinen Weg mit Gott, meine Art zu glauben selbst finden muss. Und dass ich mich wohl immer schütteln werde, wenn bestimmte Düfte an mir vorbeifliegen.

Was ich suche und brauche

Freiheit und bedingungslose Annahme, das ist es, was ich suche und brauche! Nicht umsonst schreibe ich von weiten Räumen und angstfreiem Glauben. Alles andere ist so tief in mir verwurzelt, dass ich es ohnehin nicht vergessen kann. Oft genug zimmere ich mir mein Gefängnis ja selbst aus alten Balken.

Ich bin druckempfindlich. Ich bin keine Kartoffel, ich bin ein reifer Pfirsich. Das hat auch Vorteile. Denn durch meine Empfindsamkeit spüre ich Dinge, die mir sonst entgehen würden.

  • Gott begegnet mir oft auf sanfte Art und zeigt mir damit: Du bist genau richtig, wie du bist.
  • Wenn Gott mir in kleinen Dingen begegnet, berührt mich das unheimlich tief.
  • Wo er mir Freiheiten lässt, und das tut er an so vielen Stellen, staune ich über sein weites Herz.

Lange habe ich nicht geglaubt, dass Gott so ist. Im Kopf hatte ich „Gott ist Liebe“, aber gefühlt habe ich: „Wenn du nicht verloren gehen willst, musst du das durchziehen.“

Liebe ohne Druck

Aber Gott ist anders. Er ist Liebe – und er ist es wirklich. Er zwingt mich zu nichts, er verbiegt mich nicht, er jagt mich nicht durch die Gegend, nicht mal in die Kirche. Er verlangt nicht von mir, in Sack und Asche zu gehen. Und auch nicht, Dinge auszuhalten, die ich nicht aushalte.

Er ist Liebe. Liebe ohne Druck.

Bei Gott habe ich Freiheit. Bei Gott kann ich atmen. Bei Gott kann ich nehmen. Bei Gott kann ich sein und aufrecht gehen.

Gott macht mich zu einem Menschen.

Ich erlebe, dass Gott genau weiß, wie druckempfindlich ich bin. Und dass er behutsam mit mir umgeht. Sanft. Er weiß, dass er mich anders in die Flucht schlagen würde. Und dass er darauf Rücksicht nimmt und mir extra so begegnet, dass ich ihn trotzdem kennenlernen kann, das rechne ich ihm hoch an.

Und Gott denkt sich wahrscheinlich gerade: Hey, ich liebe dich! Natürlich will ich dich nicht in die Flucht schlagen!

Gott ist Liebe. Das ist Liebe. Manches muss Gott in mir wohl noch werden lassen. Groß von ihm denken zum Beispiel. Wirklich groß.

Foto: pixabay | Margo Lipa

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Ich bin Stephanie

und ich liebe es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken. Ins Vertrauen bin ich staunend und stolpernd unterwegs … Mehr über mich findest du hier.


5 Gedanken zu „Druckempfindlich“

  1. Ich mag Pfirsiche! Sie sehen toll aus und haben eine samtige Haut. – und der Duft! Hey- und noch dazu der Geschmack! 🙂

    Jeder Pfirsich kann stolz darauf sein, dass du dich mit ihm vergleichst!

  2. Ganz sicher geht es Gott mit dir genauso wie mir mit den Pfirsichen: weil ich all ihre tollen anderen Eigenschaften so sehr mag, gehe ich gern besonders behutsam mit ihnen um. 😉

  3. In vielen „druckempfindlichen“ Gedanken haben wir uns wiedergefunden. Das war wohltuend. Vielen Dank dafür. Liebe Grüße aus Sardinien 😉

    1. Danke für eure Rückmeldung. Freue mich, dass euch der Beitrag gut getan hat. Liebe Grüße nach Sardinien!

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