Seelenhäppchen Winter 2024

Alle zwei Wochen gibt es ein Seelenhäppchen – und alle zwei Wochen einen längeren Blogbeitrag. Das aktuelle Seelenhäppchen findest du immer auch auf der Startseite. Alle ehemaligen Häppchen findest du in größeren Dreimonatshappen (nach Jahreszeiten) hier.

Was empfindet Gott?

Gerade lese ich ein Buch von David Benner, in dem er über Gottes Liebe nachdenkt. Am Anfang stellt er die Frage: „Wie, denkst du, geht es Gott, wenn er an dich denkt? Was empfindet er?“

Benner beschreibt, dass viele auf diese Frage antworten: „Enttäuschung“. Ich selbst hätte früher ähnlich geantwortet. Heute denke ich eher, dass Gott mich mit Mitgefühl betrachtet. Und manchmal sagt: „Schade, dass sie sich das Leben und den Glauben so schwer macht.“

Wie empfindet Gott, wenn er an mich denkt? An dich?

Benner beantwortet diese Frage so: „Wenn Gott an dich denkt, wird es warm vor Liebe in seinem Herzen und ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.“[1]

Gott wird es warm ums Herz, wenn er an dich denkt. Du und ich, wir bringen ihn zum Lächeln. Wirklich.

[1] Originalzitat: „When God thinks of you love swells in his heart and a smile comes to his face.“ (David Benner, Surrender to Love, InterVarsity Press, 2015, S. 20)

27.02.2025

Fürsorglich

Ich sitze vor dem leeren Blatt Papier. Spüre, auch ich bin leer. Gestern haben meine Bestrahlungen begonnen. Jetzt ist endlich alles in Sack und Tüten. Ich habe meine 28 Termine. Ich weiß, wie ich täglich in die Klinik komme und zurück.

Geistliche Erkenntnisse habe ich gerade nicht viel. Vielleicht, weil ich gerade anderes brauche. Was nützt es mir, wenn der Kopf im Himmel hängt, ich aber hier am Boden Dinge brauche?

Ich merke: Gott regelt. Pragmatisch, fürsorglich, leise. Oft brauche ich Geduld und natürlich, um vieles muss ich mich auch kümmern, telefonieren, nachfragen, mich schlaumachen. Aber Dinge werden. Es geht schrittweise voran.

Meine Geschenke diese Woche: Ich konnte fünf Tage eher mit der Bestrahlung beginnen. Es hat sich eine gute Lösung für die täglichen Fahrten gefunden. Meinen Mann hat ein Infekt erwischt, mich nicht. Mein Bestrahlungstermin morgen kreuzt sich nicht mit meinem Zahnarzttermin.

Zufall? Für mich nicht. Für mich sind es Zeichen des Segens und Gottes „Ich bin da“. Danke, Gott!

13.02.2025

Schutzräume

An diesem Baum komme ich hin und wieder vorbei. Immer bleibe ich an diesem Wurzelwunderwerk stehen. Staunend. Was hat den Baum wohl dazu gebracht, seine Wurzeln so weit über der Erdoberfläche wachsen zu lassen?

Der Schutzraum unter den Wurzeln fasziniert mich. Schutzräume. Wie sehr ich sie brauche! Und wie schwierig es oft ist, auch innerlich in ihnen anzukommen, selbst wenn ich dort bin. 

Gott ist mir ein Schutzraum. Und doch bleibe ich manchmal in mir gefangen und in meinen Sorgen. Und es dauert, bis ich wirklich zur Ruhe komme. 

Vielleicht stimmt genau das: Bei Gott finde ich nicht auf Knopfdruck Ruhe, aber ich finde bei ihm und mit ihm zur Ruhe. Es ist immer ein Weg. Aber ein Weg mit Ziel. Am Ende bin ich immer die Beschenkte.

30.01.2025

Alles unter Kontrolle

Ich stecke gerade in der Frage, wie sich meine medikamentöse Therapie fortsetzen wird. Es gibt zwei Optionen – welche ist die richtige? Es geht um viel, auch um viele Nebenwirkungen.

Heute Morgen habe ich Psalm 11 gelesen. Er passte. In meiner modernen Übertragung heißt er so: „Doch Gott ist nicht umgezogen. Seine Adresse hat sich nicht geändert. Er hat immer noch alles unter Kontrolle.“ (The Message)

Gott hat immer noch alles unter Kontrolle. Ist immer noch „in seinem heiligen Tempel“, wie es die Neues Leben Bibel wiedergibt. Er hat immer noch alles in der Hand. ER. Nicht ich. Nicht die Ärzte. ER.

Gerade fällt mir das Loslassen und Vertrauen schwer. Ich suche Antworten. Ich brauche Antworten. Nicht sofort, aber ich brauche sie und ich werde sie weiter suchen, recherchieren, mich beraten lassen.

Mein Wunsch für heute: Dass es mir gelingt, meine Ängste und Sorgen wenigstens ab und zu Gott zuzuwerfen und mich daran zu erinnern, dass ER alles in der Hand hält. Denn das hat er.

16.01.2025

Ruhezeit

Das alte Jahr hat sich zurückgezogen. Vielleicht wie die Natur, die unter dem Raureif darauf wartet, dass irgendwann Frühling wird. Aber noch ist es nicht so weit.

Jetzt ist Raureifzeit. Winterzeit. Ruhezeit. Gerade genieße ich diese Ruhe. Noch ist der Alltag ein Stück entfernt. Noch muss ich nicht durchstarten oder zu Terminen erscheinen. Noch darf ich Zeit vergehen lassen. Mir Zeit nehmen.

Ich will es dieses Jahr mehr machen: mir Zeit nehmen. Zeit vergehen lassen. Loslassen. Ruhen.

2024 war ein turbulentes Jahr. War es ein gutes Jahr? Lässt sich ein Jahr mit drei Buchstaben überhaupt beschreiben?

Ich bin mit Gott ins Jahr gegangen – und mit ihm hinaus. Immer wieder habe ich ihn verloren, er mich nie. Seine Treue berührt mich. Und sie wird auch 2025 da sein. Er wird da sein.

Ich wünsche dir ein gutes und gesegnetes neues Jahr!

02.01.2025

Dankbar

Ich bin dankbar …

All das war und ist nicht selbstverständlich. Und auch wenn die Befunde noch offen sind und nicht alles gut ist, will ich heute einfach nur dankbar sein.

Ich fühle mich beschenkt. Gott hat mich beschenkt. Auch durch dich. Dir gesegnete Weihnachtstage!

19.12.2024

Ausschau halten

Herbst und Winter in einem. Blätter und Schnee. Wassertropfen, die unterwegs zu Eis geworden sind. Schönheit hier wie da.

Schönheit, die ich sehe, wenn mein Blick nicht im Wolkengrau hängenbleibt. Sondern dort, wo er eben auch hängenbleiben kann. Am Eiszapfen, der klein und klar und an diesem Blatt hängt und in dem sich das letzte Grün spiegeln darf.

Leben ist beides: herausfordernd und zum Staunen schön. Ich will Ausschau halten nach der Schönheit, die Gott für mich versteckt hat.

Ich weiß, er hat viel für mich versteckt.

5.12.2024