Was sieht Gott, wenn er abends „aus dem Fenster“ schaut? Aus welcher Perspektive sieht er die Welt, die Städte und Dörfer, mich? Gedanken aus dem Flugzeug.
Vor einer Woche. Ich sitze im Flugzeug nach Hause. Sofia – Frankfurt. Wir starten kurz vor sieben am Abend, fliegen mitten hinein ins Abendrot und verfolgen es Richtung Westen. Die Sonne ist längst hinterm Horizont verschwunden, in den Städten und Dörfern unter uns das Licht angeknipst.
Wie anders die Welt von oben aussieht! An den Lichtern sehe ich, wo Straßen verlaufen. Sie laufen mitten durchs Dunkel, gebogen und gerade, kreuzen sich, bilden kleine Netze, laufen zusammen und wieder auseinander.
Der Himmel, wo ich gerade unterwegs bin, ist in ein Orange getaucht, das nach oben hin in ein wunderschönes Blau ausläuft, das je höher, je dunkler wird. Die Venus sehe ich deutlich durchs Fenster an meiner linken Seite leuchten. Sie wird mich bis Frankfurt begleiten.
Es ist eine friedliche Szene, die ich bestaunen darf. Oben und unten. Ich frage mich: Ist das Gottes Abendbild? Ist es das, was er Abend für Abend sieht?
Gottes Abendbild
Es sind mal wieder Steffi-Gedanken, die zeigen, wie klein meine Welt ist. Denn natürlich sieht Gott dieses Bild Abend für Abend (Staunt er immer noch darüber?), aber es geht doch immer irgendwo die Sonne auf und unter. Und immer ist es irgendwo friedlich und schön. Und irgendwo nicht.
Mir fällt auf, dass Gott einerseits den Überblick hat. Er hat die Vogelperspektive, die ich gerade sehe. Und zugleich sitzt er mit in den Häusern am Küchentisch, mit auf den Wohnzimmersofas und mit auf den Barhockern, Kinosesseln und Parkbänken.
Die zwei Stunden am Flugzeugfenster werden zu einer besonderen Zeit für mich. Ich fühle mich Gott räumlich nicht näher, aber ich habe den Eindruck, er schenkt mir in diesen Stunden einen Blick in seine Welt. Zugleich weiß ich: Er hat so viel mehr im Blick.
Fern und nah
Die Nacht deckt auch manches zu. Und dass „Unter jedem Dach ein Ach“ ist, ist nicht nur ein Spruch. Und trotzdem, Gott ist dabei, bleibt nicht der, der aus der Ferne zuschaut, einfach nur drüberfliegt wie ich, Venus und Abendrot bestaunend.
Nein, Gott ist auch der, der am Küchentisch sitzt – bei Familien und Alleinlebenden, bei Lachenden und Weinenden, bei Redenden und dort, wo die Worte im Hals stecken bleiben. Bei denen, die einen guten Tag hatten und denen, die auf das Morgen hoffen, oder nicht mehr hoffen.
Ich fliege mit Gedanken im Gepäck, mit Plänen. Zugleich haben mich die letzten Wochen gelehrt, dass Pläne nicht immer aufgehen.
Aufgehoben in Gottes Welt
Das Flugzeugfenster ist mein Guckloch in den Himmel und mein Sprachrohr zum Herrn des Himmels. Oft fällt mir das Beten schwer, hier passt es einfach. Ich kann gar nicht anders, als durch dieses Fenster hindurch mit Gott zu reden.
Vielleicht, weil ich wirklich nur sitzen und gucken kann. Nicht herumrennen wie beim Wandern. Ich kann nur still sein. Mich durch den Himmel fliegen lassen.
Es ist ein besonderer Abend, eine besondere Begegnung. Ich fühle mich aufgehoben am Himmel, darf ein wenig von Gottes Weite und Schönheit schnuppern. Und verstehen, wie wenig ich oft sehe, wenn ich zu Hause in meinem Wohnzimmer sitze.
Herr, danke, dass du die ganze Welt im Blick hast. Und danke, dass du auch in meinem Wohnzimmer zu Hause bist.
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Ich bin Stephanie
und ich liebe es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken. Ins Vertrauen bin ich staunend und stolpernd unterwegs … Mehr über mich findest du hier.