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Ich lasse dich nicht

Manchmal ist Loslassen dran, manchmal hartnäckiges Dranbleiben. Jakob erbittet und erkämpft sich Gottes Segen – und wird gesegnet. Und ich?

Betrug und Segen

„Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ (1. Mose 32,27) Im Moment geht dieser Text mit mir durchs Leben. Vielleicht, weil gerade Festhalten dran ist. Und dass ich mich nicht abschütteln lasse von den Stürmen des Lebens.

Der Satz stammt von Jakob. Vor Jahren hat er seinen Bruder um den Erstgeburtssegen betrogen und musste flüchten. Inzwischen hat er eine eigene Familie, eigenen Besitz – geklärt ist zwischen ihm und seinem Bruder nichts.

Da sagt Gott zu ihm: „Geh wieder zurück!“ (1. Mose 31,3) Und Jakob geht. Mit Gottes Auftrag und Verheißung und mit einem dicken Kloß Angst in der Brust. Denn was wird sein Bruder mit ihm anstellen, wenn sie sich begegnen?

Es ist Nacht. Seine Familie hat Jakob bereits über den Fluss gebracht. Jetzt ist er allein. Da beginnt jemand mit ihm zu kämpfen. Hartnäckig, vehement, stark – und Jakob ringt mit dem Fremden im Dunkel um sein Leben. Es ist ein hartes, zähes Hin und Her. Keiner lässt locker.

Als der Morgen graut, sagt der Fremde zu ihm: „Lass mich gehen!“ (1. Mose 32,27) Jakob beginnt zu ahnen, dass er hier mit Gott kämpft. Er antwortet: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“

Ich lasse dich nicht

Den ersten Segen hat sich Jakob vor mehr als 20 Jahren von seinem Vater mit List erschlichen. Fragt er sich vielleicht immer noch, ob er wirklich gesegnet ist? Ist ein erschlichener Segen ein Segen?

In dieser Nacht am Jabbok erschleicht sich Jakob den Segen nicht. Er erkämpft und erbittet sich den Segen, lässt nicht locker, klammert sich an den, mit dem er bis zur Morgendämmerung kämpft.

„Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Manchmal ist es stürmisch. Da schüttelt uns das Leben, da zieht und zerrt es an uns, wir fühlen uns ausgeliefert, hin- und hergeschleudert, haltlos, ohne Boden.

„Ich lasse dich nicht.“ Manchmal muss man sich den Segen trotzig erkämpfen. Gott erinnern. Den Segen einfordern. Nicht loslassen. So wie die Frau, die Jesus zunächst als Hund bezeichnet. Aber sie bleibt dran. Oder die Witwe, die dem Richter gefühlt endlos in den Ohren liegt. Aber sie bleibt dran! Und ihr wird geschenkt.

„Ich lasse dich nicht!“

Segne mich

Trainieren Stürme das Festhalten an Gott? Oder katapultieren sie uns ins Nirgendwo? Manchmal ist es beides. Im Moment bete ich mehr und anders als sonst. Gerade verändert sich viel. Ich fordere von Gott ein. Zugleich geraten meine Gedanken auch auf Abwege, muss ich mich immer wieder einfangen, mich an das klammern, was Gott versprochen hat.

„Ich will dich segnen“, hat er gesagt.
Und ich sage: „Herr, du hast es gesagt. Segne mich. Ich will dich nicht lassen.“

Jakob geht am Ende hinkend aus diesem Kampf hervor – und gesegnet. Manchmal geschehen Dinge, die uns nicht gefallen und für ein Leben lang begleiten werden. Mein Burnout vor sieben Jahren war so etwas. Die Zeit hat mich verändert, bis heute trage ich Spuren davon. Zugleich weiß ich: Ich „hinke“, aber ich bin gesegnet.

Ich wünsche mir, dass Gott mich segnet. Dass ich nicht von ihm lasse, seinen Segen einfordere und dankbar nehme. Ja, Kämpfe zeichnen auch. Aber Herr, hilf mir, dass dein Segen für mich immer das Wichtigere ist!

Foto: pixabay | Leopictures


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Ich bin Stephanie

und ich liebe es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken. Ins Vertrauen bin ich staunend und stolpernd unterwegs … Mehr über mich findest du hier.

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