Bibellesen oder dich mit Körperöl verwöhnen – wie würdest du dich entscheiden? Und was denkst du, was Gott lieber ist? Gedanken zwischen Öl und Bibel.
Zurzeit fühlen sich meine Wochenenden wie Urlaub an. Wochentags fahre ich morgens immer zu meinen Bestrahlungen – aber am Wochenende habe ich frei. Letzten Sabbat saß ich morgens einfach nur gechillt auf meinem Sofa und habe die Stille genossen. Meine Bibel lag neben mir. Eigentlich wollte ich darin lesen.
Aber dann saß ich einfach nur da, guckte in die Luft, genoss die Helligkeit, die die Frühlingssonne nun endlich wieder bringt. Und ich ärgerte mich ein bisschen, dass mir nicht nach Bibellesen war. Dafür hatte ich den Impuls, meinen Körper einzuölen – und fragte mich gleichzeitig, ob ich nicht lieber Bibellesen sollte.
Seit mehr als einem Monat öle ich mehrmals täglich meine Brust ein, damit die Bestrahlung sie nicht zu sehr mitnimmt. Aber immer nur meine Brust. An diesem Morgen saß ich nun da und begann, meine Arme und Beine, meinen Bauch und Rücken, meine Brust und Schulter einzuölen. Statt Bibel zu lesen.
Ich folgte meinem Impuls, spürte, wie gut mir das tat – und saß dennoch da mit einem schlechten Gewissen. Warum war mir nicht nach Bibellesen?
„Du salbst mein Haupt mit Öl“
Ich war bestimmt schon zehn Minuten dabei, das Öl in meine Haut einzumassieren, als mir plötzlich unerwartet und mitten in meinem Ölen ein Text in den Sinn kam: „Du salbst mein Haupt mit Öl …“ Psalm 23.
Es war gar nicht so sehr der Text, durch den Gott mich berührte. Vielmehr war es Gottes Umgang mit mir. Ich hatte dagesessen mit schlechtem Gewissen, weil ich nicht in der Bibel lese, sondern meinen Körper einöle. Und Gott zeigt mir stattdessen einfach mal: Nein, das Gegenteil ist der Fall! Ich habe dir den Impuls gegeben, das Öl für deinen Körper zu benutzen. Ich wollte dir damit etwas zeigen.
Ich bin ein Gott, der für dich sorgt. Ich bin ein Gott, der dir dient, dich beschenkt, dich salben will. Ich will, dass es dir gutgeht. Für mich musst du keine Bibel lesen.
Bei mir bekommst du, was du brauchst. Wenn es Öl ist, dann Öl. Und wenn es etwas anderes ist, dann etwas anderes.
Öl in der Bibel
Zugleich wurde mir plötzlich klar, wie theoretisch ich Psalm 23 mit dem Ölen bisher gelesen habe. Und wie viele andere Texte in der Bibel stehen, in denen von Öl und Salben die Rede ist!
- Im Heiligtum stand ein Leuchter mit sieben Öllampen, der vom Abend bis zum Morgen brannte (2 Mo 25,31; 3 Mo 24,3).
- Es gab heiliges Öl, mit dem die Gegenstände im Heiligtum und die Priester gesalbt wurden. Sogar ein Rezept steht in der Bibel (2 Mo 30,22–25)!
- Könige wie David und Saul wurden gesalbt (1 Sam 10,1; 2 Sam 5,3).
- Die Sünderin salbte Jesus mit teurem Nardenöl (Mk 14,3–6).
- Jesus wurde zu seinem Begräbnis gesalbt (Mk 16,1).
- Jesus selbst hat Kranke mit Öl gesalbt und geheilt (Mk 6,13).
Und Psalm 23: „Du salbst mein Haupt mit Öl.“ (Vers 5)
Salben ist lieben
Salben, nicht besprengen, nicht nur nebenbei. Wenn ich mich einöle, mache ich das sorgsam. Ich massiere meine Haut dabei, nehme mir Zeit, koste den Moment aus. Sich einzuölen ist eine sehr bewusste, zärtliche und behutsame Handlung. Liebe, nicht Mechanik.
„Du salbst mein Haupt mit Öl.“ Traue ich Gott zu, dass er mir Gutes tut und Gutes tun will? Oder meine ich, dass er einfach nur will, dass ich Bibel lese, missioniere und anderen Leuten helfe?
Gott hat mich in dieser Hinsicht schon oft belehrt. Das Kleinkarierte steckt trotzdem fest in mir. Aber wie froh bin ich, dass ich auf meinen Impuls gehört habe. Im Nachhinein war es nicht mein Impuls, auch wenn er mir so schrecklich unfromm vorkam. Es war Gott.
Gott passt nicht in meine Schablone
Ist Gott unfromm? Ja, manchmal – oft – passt er nicht in mein frommes Denken. Aber hin und wieder schafft er es, mein Denk- und Glaubensgebäude zu sprengen und mir zu zeigen, wie gut und groß er wirklich ist.
Er salbt mein Haupt mit Öl. Er will mir Gutes tun. Er will mir guttun, mir dienen. Er gibt mir, was ich brauche. Und ich darf brauchen, darf für mich sorgen. Weil ich vielleicht erst dann wirklich offen für ihn bin und das, was er mir sagen und zeigen will.
Ich weiß nicht, was letzte Woche passiert wäre, wenn ich einfach nur meine Bibel aufgeschlagen hätte. Vielleicht nichts. Vielleicht etwas anderes, was mich berührt hätte. Aber es bewegt mich, dass Gott auf so vielen Wegen zu mir spricht. Auch durch Öl.
Manche Bibeltexte muss man im buchstäblichen Sinn begreifen, und zwar nicht mit dem Kopf. Gott ist größer als mein kleinkariertes Denken. Der Vers 5 in Psalm 23 geht übrigens weiter mit „… [du] schenkst mir voll ein“. So ist Gott. Liebevoll. Verschwenderisch. Wirklich.
Foto: pixabay | zerin_117
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