Wenn ich wirklich zur Ruhe komme, spüre ich, wie ruhelos ich oft lebe. Was macht diese Unruhe mit mir? Wie finde ich Ruhe – und Kraft? Gedanken über die Ruhe.
Ich habe die Ruhe zwischen den Jahren genossen. Zugegeben, mein Körper und die OP haben mich auch dazu verdonnert – aber ich bin ihnen dankbar.
Wenn ich wirklich zur Ruhe komme, dann spüre ich, wie ruhelos ich oft lebe. Wie schnell ich bei der ein oder anderen Nachricht bin, wenn es auf meinem Handy „Pling“ macht. Wie schnell ich Anfragen bearbeitet oder die Küche aufgeräumt haben will.
„Was weg ist, ist weg.“ Der Satz stimmt. Aber er wird mir auch oft zum Verhängnis. Er stachelt mich und meinen Ehrgeiz an, wirft Planungen durcheinander und lässt mich über meine Grenzen gehen.
Seit dem Jahreswechsel versuche ich, Ruhe zu pflegen. Ich stelle fest, das ist gar nicht so einfach. Am leichtesten fällt mir das noch, wenn ich allein draußen herumspaziere. Die Natur tickt Ruhe. Keine Amsel pfeift hektisch ihr Lied. Im Gegenteil.
Heute Morgen hat mir eine Amsel im fahlen Licht der Straßenlaterne dick aufgeplustert auf ihrem Zweig sitzend entgegengeguckt. So nach dem Motto: „Nee, wegen dir flieg ich jetzt nicht weg.“ Vertrauen statt Stress. Vielleicht hat sie aber auch darauf gesetzt, dass ich sie nicht sehe?
Ruhe als Lebensstil
Ich will die Ruhe nicht mehr so schnell eintauschen. Ich will sie festhalten und mir zurückerobern, wenn sie mir wirklich flöten geht. Ich merke, Ruhe tut mir gut. Nicht nur mir, auch meiner Beziehung zu Gott.
Neulich habe ich in einer christlichen Zeitschrift eine Frage gelesen, die mich betroffen gemacht hat. Da stand: „Führt meine Lebensgestaltung zu einem betenden Lebensstil?“ Seit die Ruhe wieder mehr Raum in meinem Leben hat, kommt mir diese Frage sehr weise vor.
„Führt meine Lebensgestaltung zu einem betenden Lebensstil?“ Die Frage hat mich getroffen, weil ich gespürt habe: Wenn ich weiter so durchs Leben renne, muss ich die Frage ehrlicherweise mit einem Nein beantworten.
Natürlich, auch gestresste Personen können Gott dienen und viel für Gott bewirken. Aber für mich persönlich merke ich, dass ich in Stresszeiten zwar vielleicht viel schaffe, aber im Grunde neben mir stehe. Mein Herz ist sonst wo.
Wie gut tut es dagegen, aus der Ruhe heraus zu agieren, in Gott und in mir zu ruhen.
Ruhe ist wichtiger
Ich habe mir in den letzten Jahren oft Kraft von Gott gewünscht. Seit meinem Burn-out vor sieben Jahren ist immer noch oft einfach der Akku leer. Ich hasse diese Kraftlos-Zeiten. Diese Woche dachte ich: Ich wünsche mir Kraft – aber vielleicht ist die Ruhe wichtiger.
Für mich ist das ein harter Satz. Vielleicht ähnlich wie für Paulus, der für Gesundheit betete und Gottes Nein aushalten musste samt dem Satz: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Meine Kraft zeigt sich in deiner Schwäche.“ (2 Kor 12,9 NLB)
Ruhe ist wichtiger als Kraft. – Will ich es? Bin ich bereit, mich von meinem Turbo zu verabschieden?
Die Ruhe tut mir gut. Sie bringt mich hinein in einen Lebensstil, von dem ich im Moment tatsächlich sagen würde: Das passt mit einem betenden Lebensstil zusammen. Zugleich hat die Ruhe ihren Preis. Sie lebt nur so lange, wie ich mich im Nein übe. Und im bewussten Ja.
Wie die Amsel. Nicht gleich bei allem losflattern. Abwarten. Die Augen offenhalten. Und Losfliegen, wenn es dran ist.
Ruhe ist besser als Kraft. An diesen Satz muss und will ich mich gewöhnen. Ich spüre, es ist Gottes Satz für mich. Und ich weiß auch: Aus der Ruhe entstehen wunderbare Dinge.
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