Gedanken übers Fotografieren, schöne Motive, Perspektiven und darüber, warum wohl Jesus auf diese Erde gekommen ist. Gab es für ihn schöne Motive?
Fotografin in Bewegung
Wer mir beim Fotografieren zusieht, mag sich zuweilen fragen, ob das nicht bequemer geht. Für mich nicht. Seit ich denken kann, bin ich beim Fotografieren in Bewegung. Ich muss mich hinknien, hinlegen, manchmal auch verrenken. Und ich finde, die Fotos werden dadurch wirklich schöner.
Dafür verstehe ich die nicht, die beim Fotografieren einfach nur stehen bleiben und aus ihrer Position heraus in die Landschaft losknipsen. Das zu beobachten tut mir fast weh und dann denke ich immer: Das Foto könnte so viel schöner werden, wenn du auf Augenhöhe mit deinem Objekt gehen würdest!
Augenhöhe auf Fotos ist so wichtig, finde ich. Zumindest ist das meine Lieblingsperspektive, gerade jetzt im Frühling. Buschwindröschen blühen nun mal am Boden. Das zartgrüne Gras, durch das die Sonne leuchtet, wächst dort. Die Keimlinge auch …



Begegnungen auf Augenhöhe
Ich bin ein Mensch, der die Augenhöhe liebt. Auch in der Begegnung mit Menschen. Und auch hier tut es mir weh, wenn ich ein Von-oben-herab beobachte. Wir sind doch alle Menschen! Auch die Reinigungskraft, die den Papierkorb in meinem Büro leert, oder die Frau vom Zimmerservice oder …
Augenhöhe. Es ist mir wichtig, Menschen, die gern übersehen werden, zu zeigen, dass ich sie sehe. Zugegeben, das fällt mir mit Reinigungspersonal und Leuten vom Zimmerservice leicht. Vielleicht, weil meine Mutter auch mal eine von ihnen war. Und weil ich dadurch bodenständige Arbeit zu schätzen gelernt habe. Und die Menschen dahinter.
Und doch übersehe auch ich Leute, schaue an manchen bewusst vorbei. Drogensüchtige, Obdachlose und Bettler zum Beispiel – ich merke, ich kann mit ihnen nicht umgehen, bin überfordert, hilflos, habe Berührungsängste. Ja, ich schäme mich zwar dafür, aber dafür kann ich mir auch nichts kaufen.
Herabgekommen
Jesus kam, um auf Augenhöhe mit uns zu sein.
Er sah nicht von oben herab, er kam von oben herab.
Und er kam nicht nur, um ein paar tolle Fotos zu machen und dann wieder zu verschwinden. Er kam, um mir zu begegnen. Mir Sündsüchtigen, Heimatlosen und Bettlerin.
Augenhöhe war Jesus wichtig, Menschen in die Augen zu sehen – und in ihre Not. Jesus hat an keiner Stelle die Augen zusammengekniffen oder weggeschaut. Klar, er konnte auch nicht überall hinschauen und überall sein, aber wo er war, war er ganz da. Für Menschen.
Liebe trotz Aber
Ich suche nach schönen Motiven, alles andere fotografiere ich erst gar nicht. Für die schönen Motive mache ich mir meine Hosen dreckig, stapfe ich querfeldein, knie mich ins nasse Gras … Wenn es Jesus um schöne Motive gegangen wäre, wäre er im Himmel geblieben. Oder nicht?
Ich denke gerade: Jesus hat so viel Liebe in seinem Herzen für uns Menschen, dass er sehr gern auf diese Erde gekommen ist. Für ihn bin ich schön, auch wenn ich durch die Sünde entstellt bin. Er sieht mehr. Er sieht in mir das Kind seines Vaters. Die kleine Prinzessin. Den Edelstein. Das Buschwindröschen.
Ja, ich bin entstellt, dreckig und fleckig. Armselig. Ich bin zum Verzweifeln. Wirklich! Aber Jesu Liebe sieht hindurch, liebt hindurch, bleibt so hartnäckig an mir dran wie ich an manchem Fotomotiv. Und fast ist es, als würde er meinem Nachbarmenschen zurufen: Schau nur, ich liebe sie! Ist sie nicht wunderschön?
Schau nur, ich liebe sie! Ist sie nicht wunderschön?
Wunderschön
Wie schnell winke ich an solchen Stellen demütig ab, lenke auf ein anderes Thema. Ich und wunderschön? Und das aus Gottes Mund?
Jesus bleibt bei seiner Meinung. Blickt mir gelassen ins Gesicht und meinem Nachbarmenschen auch. Nein, er ist nicht blind. Er sieht alles, auch das, was nicht ins himmlische Bild passt. Und das ist viel. Trotzdem bleibt er bei seinem Urteil: geliebtes Kind, kleine Prinzessin, Edelstein, Buschwindröschen.
Und stirbt für mich. Steht wieder auf. Damit ich die sein und werden kann, als die er mich eigentlich geschaffen hat.
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