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Gefalle ich Gott?

Ich hänge gerade an dem Gedanken, dass Gott Gefallen an mir hat, sogar „Wohlgefallen“! So richtig kann ich mich damit aber nicht anfreunden. Das Gefühl dazu ist mir fremd. Viel öfter denke ich, ich müsste gottgefälliger leben und einen wesentlich besseren „Auftritt“ hinlegen. Und dazu habe ich im Gegensatz zum „Wohlgefallen“ eine ganze Palette Gefühle parat: Scham, Schuld, Angst. Denn was ist, wenn ich das mit dem gottgefälligen Leben nicht hinkriege?

„Denn Gott hat Wohlgefallen an seinem Volk …“ (Psalm 149,4). Das war der Text, der mich auf den Gedanken gebracht hat. Ich könnte auch sagen: „Denn Gott hat Wohlgefallen an mir …“ Darf ich das? Es fühlt sich unpassend an, denn so toll bin ich nicht. Aber der Text sagt es. Auch der Rest des Verses relativiert die Aussage nicht, sondern verstärkt sie eher: „… er hilft den Elenden herrlich“. Gottes Gefallen lässt sich also nicht davon irritieren, wie ich bin!

Warum gefalle ich Gott? Es kann nicht daran liegen, dass ich so glänze. Das tue ich nicht. Das mit dem Elend trifft es eher. Ja, vielleicht bin ich auch nicht so schlecht, aber um Gott zu beeindrucken, müssten Menschen wohl andere Register ziehen. Register, die wir nicht haben. Register, die Gott uns nicht gegeben hat.

Spannender Gedanke: Gott weiß, dass wir es nicht hinkriegen. Er weiß um unser Elend. Wo aber holt er sein Gefallen her? Wieso gefalle ich ihm? Macht Gott die Liebe blind? Man könnte es fast meinen.

Dann stoße ich auf den nächsten Gefall-Text. Zufall? „Es hat dem Herrn gefallen, euch zu seinem Volk zu machen.“ (1. Samuel 12,22) Gott manövriert sich selbst in diese ganze Geschichte hinein! Es gefällt ihm, sich mit mir zu verbinden. Er macht mir den Heiratsantrag. Er verheiratet sich mit meinem Elend. Freiwillig.

Gott übersteigt meine Vorstellungskraft. Ich versuche, das alles mit dem Kopf zu greifen. Meine Gefühle kriegen es sowieso nicht hin. Warum sind Scham und Angst so schnell da, aber wenn es um Gottes Zuneigung zu mir geht, regt sich nicht viel in mir? Wie schön wäre es, wenn da ein warmes Gefühl wäre, sobald ich von Gottes Liebe höre.

Der Gedanke, dass ich Gott gefalle, formuliert es mit Worten, die mir helfen. Sie berühren sanft etwas in mir. Fast verwundert stelle ich die Frage: Wirklich? Gott, meinst du das wirklich so? Gefalle ich dir? Magst du mich so sehr?

Wenn dem so ist, streichelt es auf jedem Fall mein Selbst, lässt es mich ein bisschen größer werden, ein bisschen aufrechter stehen. Gott mag mich! Und ein bisschen habe ich gerade den Eindruck, es macht mich stolz, dass Gott mich mag. Ich könnte glatt durch die Straße rennen und rufen: „Guckt her! Gott mag mich!“

Was wäre, wenn Gott genau das immer und immer wieder sagen würde: „Du bist mir wichtig. Ich mag dich.“ Und was wäre, wenn alles Tun Gottes genau dadurch angetrieben wäre: Dass es Gott gefällt, was er für mich tut. Dass er es gern für mich tut. Dass es ihm gefällt, dass ich sein Kind bin. Dass es ihm gefällt, mir zu helfen, mich zu retten, mir Gutes zu tun.

Die Bibel sagt genau das: Gott mag mich. Alles, was er für mich tut, tut er gern. Es gefällt ihm. Ich gefalle ihm.

An diesen Gedanken muss ich mich wohl erst noch gewöhnen.

Foto: pixabay | Karolina Grabowskaa


Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


2 Gedanken zu „Gefalle ich Gott?“

  1. Oh ja, das ist ein heißes Thema, das Gott mich mag, ja, nicht nur mag, sondern sogar liebt! Wenn ich das für mich ausspreche, Gott liebt MICH, dann sträubt sich direkt etwas in mir. Da kämpfe ich, so schizophren es klingt, gegen Gottes Liebe zu mir an. Anscheinend ist es schon eine echte Aufgabe, Gottes Liebe einfach zu akzeptieren und darin einfach zu SEIN, ohne etwas zu tun. Und dabei habe ich dann noch nicht einmal das Thema berührt, dass ich Gott zurückliebe.
    Wir Menschen sind manchmal schon seltsame Wesen. Umso erstaunlicher ist es, dass Gott uns wirklich liebt…

Danke für deinen Kommentar.

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