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Das wollte ich nicht

Ich will Menschen nicht verletzen. Und doch tue ich es. Petrus verleugnet Jesus. Jesus bleibt zugewandt, blickt ihn an, betet für ihn. So ist Gott.

Ich will vieles nicht. Und doch tue ich es.

Worte schieße ich manchmal ab wie Pfeile. Oft wird es mir erst bewusst, wenn sie schon fliegen oder getroffen haben. Oder der andere es schafft, nicht zurückzufeuern.

Mein Mann ist Experte darin, nicht zurückzufeuern. Zu ertragen. Mich trotzdem zu lieben.

Ich denke in solchen Momenten dann nur: „Das wollte ich nicht.“ Und ziehe mich zurück. Betroffen. Selbst getroffen. Frage mich, wie das passieren konnte. Warum ich die Kurve nicht gekriegt habe.

Lukas 22. Jesus ist gerade verhaftet, da verleugnet Petrus ihn. Dreimal. Obwohl Jesus sein bester Freund ist und sie die letzten drei Jahre miteinander verbracht haben. „Ich kenne Jesus nicht.“ Dreimal. Erst als der Hahn kräht, Petrus herausreißt, begreift dieser, was gerade geschehen ist.

In dem Moment trifft sein Blick ein letztes Mal den von Jesus.

Danach heißt es im Text: „Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“ (Lk 22,62)

Rückzug.

Innere Schreie: Das wollte ich nicht!
Selbstverdammung: Wie konnte ich nur!
Selbstzweifel: Was bin ich für ein Mensch, was für ein Unmensch!

Manchmal erschrecke ich darüber, wozu ich fähig bin.

Jesus nicht.

Wenige Stunden vorher sagt Jesus zu Petrus: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ (Lk 22,32) Jesus glaubt an ihn, kämpft für ihn.

Petrus rennt in die Nacht. Mit aller Verzweiflung nimmt er auch das mit: den letzten freundlichen Blick Jesu und sein „Ich bete für dich, ich bin und bleibe auf deiner Seite“. Noch kann Petrus es nicht an sich heranlassen. Noch ist er überwältigt von seiner Schuld. Noch kommt die Hoffnung nicht durch zu ihm.

In diesem ganzen Auf und Ab gibt es eine Konstante: Jesus ist zugewandt. Immer. Egal was Petrus macht, fühlt, denkt, sagt – Jesus bleibt zugewandt. Es gibt sogar diesen letzten Blick. Jesus wendet sich nicht ab, er schaut Petrus noch einmal an. Kann ihm noch eine letzte Botschaft zusenden.

Ich weiß, du wolltest das nicht.
Ich bin nicht schockiert.

Ich halte dich aus.
Ich liebe dich.

Passt auf dich auf.
Sei nicht so hart zu dir.

Verlier die Hoffnung nicht.
Verdamme dich nicht.

Jesus weiß, wozu ich fähig bin. – Und doch bleibt er bei mir. Hält mich aus. Vergibt mir. Hilft mir zurück ins Leben. Während er in den Tod geht.

Ich bin mir sicher, am liebsten wäre Jesus Petrus in jener dunklen Nacht hinterhergerannt. Am liebsten hätte er ihn fest umarmt und erst dann losgelassen, wenn die Hoffnung wieder Fuß in ihm gefasst hat. Doch in dieser Nacht kann Jesus Petrus nicht hinterherlaufen. Sein Weg ist der ans Kreuz.

Jesus ist für mich. Immer. Petrus konnte er damals nicht hinterherlaufen. Bei mir tut er es. Immer wieder. Und immer, wenn ich mich selbst verdamme und an mir verzweifle, alles in mir schreit, flüstert Gott mir zu: „Verdamme dich nicht.“

„Verdamme dich nicht. Ich tue es auch nicht. Ich vergebe dir.“

Danke, Gott.

Foto: pixabay | Shlomaster


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


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