Zum Inhalt springen

Derselbe

Gerade hatte ich noch einmal das letzte Jahr in der Hand: Blätter, die sich auf Bodenstapeln neben meinem Schreibtisch angesammelt hatten. Da ich für mein Leben gern herumkritzele und alles schriftlich festhalten muss, war das einiges. Eben alles, was mir 2022 so durch den Kopf geflogen ist.

Mein Blog hier zum Beispiel und welche Schriften, Farben und Fotos wo am besten passen. Wie lange habe ich rumnotiert und rumprobiert! – Jetzt kann ich die Zettel wegwerfen. Ich brauche sie nicht mehr. Wo Rückseiten noch frei waren, sind sie wieder auf meinen Schmierpapierstapel gewandert. Für 2023.

Zettel von meiner Alpentour habe ich auch gefunden. Welche Hütte wo liegt und wie ich sie erreichen kann. Wie sehr habe ich bei der Planung gekämpft, weil es an manchen Stellen einfach keine gescheite Linie gab oder keine Hütten. – Inzwischen bin ich meine fünf Wochen gelaufen und betrachte den Zettel dankbar und entspannt. Es ist alles geworden.

Im Moment schreibe ich andere Zettel. Sie spiegeln das, was mich gerade beschäftigt. Meine Freiberuflichkeit und alles, was ich dabei bedenken muss. Wie wird es mir gehen, wenn ich sie in einem Jahr in der Hand haben werde?

Ein Zettel hat mich berührt. Ich hatte darauf geschrieben, was mein Blog werden soll. Auf dem Zettel steht: „Ein ruhiger, aufgeräumter, inspirierender Ort zum Durchatmen – wie ich ihn bei Gott finde.“

Der Satz klingt so, als wäre zwischen Gott und mir immer alles fein. Vielleicht war der Satz mehr Sehnsucht und Wunsch als Realität.

Manchmal meine ich, Gott verstanden, das mit dem Glauben begriffen zu haben. Es gab diese Momente auch in 2022. Dann wieder stehe ich mit dicken Fragezeichen in meinem Leben und habe den Eindruck, ich habe nichts verstanden und Gott schon gar nicht. Was ich aber zwischen diesem Hin und Her immer stärker spüre, ist: Gott kommt es darauf nicht an.

Das Bild des Gottes, der von mir will und der mich enttäuscht ansieht oder durch mich hindurch, es verblasst immer mehr. Die Konturen eines Gottes, der bei und neben mir ist, der Verständnis hat, der mich sieht und an mich glaubt, sie werden deutlicher.

Es kann und muss noch viel werden. Mein Fluchtmodus ist längst nicht deaktiviert, aber vielleicht laufe ich nicht mehr ganz so schnell vor Gott weg. Inzwischen sehe ich Gott öfter freundlich lächeln in dem Versuch, mich aus meinem irren Bemühen herauszuholen, wenn ich mich mal wieder selbst überholen will.

Sein. Bei Gott. Mit ihm. Beziehung. Darauf kommt es Gott an. Nicht darauf, ob ich alles verstanden habe. „Ein ruhiger, aufgeräumter, inspirierender Ort zum Durchatmen – wie ich ihn bei Gott finde.“ Das will mir Gott sein! Traue ich ihm das zu?

2022 war ein bewegtes Jahr. Es war ein gesegnetes Jahr. Vieles ist geworden, auch dieser Blog. Ich danke dir, dass du mit mir durchs letzte Jahr gezogen, meine Gedanken mitgewandert bist. Dass du mit mir gestolpert bist und mit mir gestaunt hast. Ich danke Gott, dass er sich immer wieder geduldig hineinwuselt in meinen Kopf.

Dinge verändern sich. Ich verändere mich. Darüber setzt Gott sein: „Ich bin derselbe.“ (Jesaja 41,4) Er bleibt derselbe in all meinem Papier- und Lebenschaos, in allem Chaos dieser Welt.

Ich wünsche dir für 2023, dass du spürst und weißt: Gott ist mit dir. Denn das ist er. Er bleibt derselbe. In allem Staunen und Stolpern.

Foto: pixabay | Pexels


Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


2 Gedanken zu „Derselbe“

  1. Ich hab sooooo gerne mit Dir zusammen gestaunt. Und auch das Stolpern hab ich schätzen gelernt. Denn es bringt Nähe, zu sich und zu anderen.

Danke für deinen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert