Zum Inhalt springen

Er kommt mit Willen

Gott liebt fleißige Leute. Das dachte ich immer. Und vielleicht bin ich deshalb manchmal so fleißig, weil Gott mich lieben soll – und ängstlich, wenn ich in meinen Augen nicht fleißig genug bin. Denn was dann?

Neulich hat mich Gott ein bisschen aus diesem Denken herausgeholt. Er hat mich gefragt, was ich unter „fleißig“ verstehe, und irgendwie bin ich kleinlaut geworden, habe gemurmelt: „Für andere da, ihre Not sehen, helfen, mich nicht verstecken.“

Gott hat mich eine Weile angeschaut und dann gesagt: „Du glaubst immer noch, du müsstest etwas tun, oder?“

Er trifft den Punkt. Er trifft ihn immer. Ich bin nicht nur fleißig, weil ich fleißig sein will. Ich will mich mit meinem Fleiß auch absichern, richtig sein, ihn zufriedenstellen. Ja, ich weiß, ich kann nichts tun, aber dann soll Gott wenigstens meine Mühe sehen. Aber diese Mühe macht mich müde, sie lähmt mich. Sie richtet meinen Fokus auf das Falsche. Auf mich.

Ich bin nie gut genug, nie fleißig genug. Egal was ich tue, egal wie viel ich ackere, es wird Gott nie beeindrucken. Mein Kopf weiß das.

In seinem Lied „Wie soll ich dich empfangen?“ schreibt Paul Gerhardt in der siebten Strophe:

Ihr dürft euch nicht bemühen noch sorgen Tag und Nacht, | wie ihr ihn wollet ziehen mit eures Armes Macht. | Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust, | all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch bewusst.

Gott geht es offensichtlich nicht darum, dass ich alles richtig mache. Es geht ihm nicht darum, dass ich fleißig bin und möglichst oft und ordentlich an ihm ziehe, wie Gerhardt es so bildlich schreibt. Und wie oft versuche ich genau das, versuche ich, mich bei Gott zu bewerben.

Aber ich muss mich nicht bei Gott bewerben! „Er kommt, er kommt mit Willen“ und „voller Lieb und Lust“. Und er kommt nicht, um von mir zu kriegen oder zu nehmen, sondern er kommt, um „alle Angst und Not zu stillen.“ Auch meine Angst, nicht gut genug zu sein, nicht genug zu tun, Gott nicht genug zu geben.

Das Lied „Wie soll ich dich empfangen?“ stellt nicht umsonst diese Frage. Gerhardt ist sich bewusst, dass er als Mensch Gott nichts bieten kann, sondern in allem auf diesen Gott angewiesen ist. In allem. Genau dadurch wird seine Frage zum Gebet.

Als Jesus vor 2000 Jahren auf diese Erde kam, machte er das nicht abhängig von einem Empfang, denn er wusste: Es gibt keinen.

Er kam trotzdem.

„Gott, wie soll ich dich empfangen? Ich kann dir keinen Empfang bieten.“

„Ich brauche keinen Empfang, mein Kind. Öffne mir einfach die Tür.“

Foto: pixabay | steph684


Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


2 Gedanken zu „Er kommt mit Willen“

  1. Hallo Stephanie, danke, in diesen, deinen Gedanken habe ich mich wiedergefunden. Gott hat ja auch soviel für mich getan, wenn ich auf manche Situationen meines Lebens zurückschaue. Dann muss er doch auch Erwartungen an mich haben, dass ich mich dankbar erweise, indem ich Geld spende oder vielleicht meinen Missionseifer verstärke? So hatte ich gedacht und eine größere Aktion monatelang geplant. Und dabei bin ich noch ein Glaubenswagnis eingegangen. Denn ich konnte gar nicht gehen, hatte seit Monaten massive Fußprobleme. Da muss Gott doch ein Wunder tun, wenn ich mich für ihn einsetze – hatte ich gedacht. Leider mußte ich trotz aller Gebete die Arbeit vorzeitig abbrechen. So plant man für Gott einen Dienst und Gott macht dann einen Strich durch die Rechnung. Das war zunächst eine massive Anfechtung und Enttäuschung. Bestimmt ist Gott nicht auf meine Arbeit angewiesen, alles nur eine Prüfung? – Und dann kam die Heilung auf wundersame Weise – auch ohne meine Arbeit für Gott.

    1. Hallo Matthias, es gibt wohl beides. Ich als „Macher“ stelle oft fest, dass Gott mich eher ausbremst, mir auf die Schulter tippt und sanft sagt: „Ich mach es.“ Bei anderen, die die Ermutigung zum Machen brauchen, sieht es vielleicht anders aus? In jedem Fall tun solche Erfahrungen gut, auch wenn sie durchaus schmerzhaft sind. Dir weiterhin gutes Unterwegssein mit Gott! Liebe Grüße, Stephanie

Danke für deinen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert