Manche Bilder von Gott helfen mir, andere nicht. Das hängt auch mit meiner Prägung zusammen. Hilfreich für mich ist das Bild von Gott als Bergführer.
Mit manchen Bildern, die in christlichen Kreisen von Gott kursieren, kann ich mich nicht identifizieren. Ich finde sie befremdlich, eher abschreckend und sie helfen mir nicht in meinem Glauben.
Mit Gott als Fahrer unterwegs
Ein Bild, mit dem ich meine Probleme habe, ist das von Gott als Fahrer. Bei diesem Bild fühle ich mich eingeklemmt auf dem Beifahrersitz und einfach nur ausgeliefert. Gott sitzt am Steuer, ich habe nichts zu melden. Er lenkt, er entscheidet. Ich habe null Kontrolle.
Ja, ich kann schreien: „Nicht so schnell!“, ich kann mitbremsen, mich in den Sitz drücken, schimpfen oder Gott für die gute Fahrt loben. Ich kann ihm sogar sagen, er soll da vorne links abbiegen. Aber ich weiß nie, ob er es wirklich tut.
Das Lenkrad-Bild ist nicht meins. Möglicherweise ist Gott als Fahrer ganz anders, als ich es mir vorstelle. Vielleicht fragt er mich, wo ich hinwill. Und wir unterhalten uns richtig gut. Möglicherweise bringt er mich nur an Orte, wo ich wirklich hinwill.
Es wäre denkbar. Trotzdem, es ist nicht mein Bild. Vielleicht, weil ich eher Wanderer als Autofahrer bin?
Mit Gott als Bergführer durchs Leben
Mein Aha-Erlebnis zum Thema Gottesbilder habe ich bei einem anderen Bild: Gott als Bergführer. Dieser Gedanke hilft mir. Das Bild passt für mich. Ich fühle es. Ganz sicher auch, weil ich schon mit Bergführer auf Tour war und dieses liebevoll verlässliche Miteinander nie vergessen werde.
Ein Bergführer kennt den Berg. Er hat das Wetter im Blick und weiß, was zu tun ist, wenn es umschlägt. Er beobachtet seine Gruppe und sieht, wer Hilfe und Anleitung braucht. Er sichert dich, er ermutigt dich, an manchen Stellen warnt er dich. Weil er vorausgeht, siehst du genau, wie er mit Hand und Fuß den Steig bewältigt.
An schwierigen Stellen wartet er auf dich, ruft dir zu, wie du deine Schritte setzen kannst und feiert mit dir, wenn du es geschafft hast. Ein Bergführer hat dich am Seil, wo es nötig ist oder wo du es brauchst. An manchen Stellen fragt er dich: „Willst du gesichert werden?“
Spannenderweise komme ich beim Bild des Bergführers überhaupt nicht auf die Idee, aussteigen oder weggehen zu wollen. Am Berg bleibt man beim Bergführer! Wie dumm wäre es, auf eigene Faust weiterzustiefeln!
Mein Gottesbild, meine Geschichte
Gott als Bergführer. Für mich ist das eine angenehme Vorstellung. Es ist ein Bild, mit dem ich nur Schönes und Positives verbinde.
Gottesbilder, die mich ansprechen oder abstoßen, erzählen etwas von meiner Geschichte. Autofahrten sind für mich eher kein tolles Erlebnis, sondern vor allem Mittel zum Zweck. Schnellstraßen empfinde ich als Asphalt- und Blechwüsten. In den Bergen dagegen atme ich und lebe auf wie Heidi.
Wie gut, dass Gott sich jedem von uns anders zeigt und dein Bild von ihm nicht meins sein muss. Und zugleich kann ich von dir lernen. Denn wenn du mir deine Geschichte erzählst, verstehe ich vielleicht auch dein Bild von Gott besser. Und sehe dadurch ein Stückchen mehr von Gott.
Meine Tour mit dem Bergführer ging auf einen Gipfel, auf den ich mich allein niemals gewagt hätte. Mit ihm gemeinsam wurde es möglich. Oben feierten wir den gelungenen Aufstieg und schrieben unsere Namen zusammen ins Gipfelbuch. Sein Name bei meinem.
Gottes Name bei meinem.
Ja, ich merke, das berührt mich.
Gott als Bergführer – das ist und bleibt mein Bild. Welches ist deins?
Foto: pixabay | Gutife
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Stephanie Kelm
ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.