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Luise

Der Tod der 12-jährigen Luise erschüttert. In diesem Blogbeitrag habe ich einige Gedanken zur Trauerrede von Pastor Thomas Ijewski festgehalten.

Unser Glaube ist schwer geworden

Gestern Abend fand in Freudenberg der Gedenkgottesdienst für Luise statt. Als ich heute Morgen in mein Handy schaute, ploppte mir die Nachricht entgegen. Und ich konnte nicht anders, als auf den Link zu klicken und in die Trauerrede des Ortspfarrers hineinzulesen. Denn was sagt man in solch einer Situation, die kaum in Worte zu fassen ist? Was sagt man den Eltern, den Angehörigen, den Mitschülern und Lehrern, den Menschen aus dem Ort?

Luise ist nur zwölf Jahre alt geworden. Zwei Mädchen in ihrem Alter haben sie grausam umgebracht. Was kann man, kann ich, dazu sagen? Pastor Thomas Ijewski, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Freudenberg, findet dennoch Worte.

„Denn unser Glaube ist uns schwer geworden in diesen Tagen. Die Fragen und die Zweifel nagen an uns und lassen uns unsicher werden. Vielen war das Gebet eine Hilfe, vielen aber war es gänzlich unmöglich zu beten. Ich will es dennoch wagen, mit Gott im Gespräch zu bleiben.“

Mich berührt seine Ehrlichkeit, seine Betroffenheit, sein Menschsein. Mich berührt, dass er eben keinen schnellen Trost anbietet, wie wir es als Christen so gern tun, sondern sich einreiht in diejenigen, die fassungslos, fragend und zweifelnd dastehen.

Die Trauer bekommt Raum. Wie gern schieben wir sie weg, wollen sie wegstreicheln. Manchmal auch mit Bibeltexten. Er widersteht der Versuchung. Und schafft es dennoch, auch der Hoffnung Raum zu geben.

Gott ans Herz gelegt

„In dieser Kirche haben wir Luise getauft. Haben sie Gott ans Herz gelegt. Hier nehmen wir auch von ihr Abschied.“ Viel zu früh. Wie viele Hoffnungen sind mit einer Taufe verbunden! Wie viel Segen wünscht man diesem Kind! Wie wenig war zu ahnen, dass zwölf Jahre später … Gott, warum?

In seiner Ansprache gibt Pastor Ijewski dieser Frage wohl bewusst wenig Raum. Aus dem Kontakt mit den Eltern weiß er dennoch: Sie sehen auch Gutes. Er sagt: „Mit ihrem Tod, so habt Ihr mir geschrieben, hat Luise so viel bewirkt: Wildfremde Menschen gehen aufeinander zu, teilen ihre tiefsten Gefühle, sind füreinander da. Menschen kommen einander näher, und Hass darf keine Chance haben.“

Es sind hoffnungsvolle Worte inmitten des Schmerzes. Leuchtet da die Hoffnung am hellsten, wo es dunkel ist? Und zeigt sich genau das nicht auch zu Ostern? Die Predigt schließt mit den Worten:

„Dieser Jesus hat Luises Leiden am eigenen Leib geteilt. Geteilt ihren Schmerz, ihre Angst, ihre Hilflosigkeit und Verlassenheit. Darf ich euch die Hoffnung weitergeben, dass er ebenso auch seine Auferstehung mit Luise teilt? Dass er den Tod nicht siegen lässt [] Darf ich Euch diese Hoffnung ins Herz legen, dass der auferstandene, lebendige Jesus schon längst die Luise in seine Arme geschlossen hat?“

In seine Arme geschlossen

Hoffnung. Halt. Geborgenheit.

Inmitten von Schmerz, Zerrissenheit, Trauer.

Ich bete für all die Menschen, die trauern, die mit dem Geschehen ringen, die an Gott irrewerden, die verzweifeln an dieser Welt. Ich stelle mich zu ihnen, leide mit.

Und ich versuche mich festzuhalten an der Hoffnung. Und daran, dass ER mich längst hält.


Zur Information: In diesem Blogbeitrag habe ich nur einige Worte des bewegenden Gottesdienstes wiedergegeben. Den gesamten Gottesdienst findest du hier (Link zu Focus online).

Foto: pixabay | NoName_13


Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


2 Gedanken zu „Luise“

  1. Liebe Steffi,

    herzlichen Dank für Deine wertvollen Gedanken zu Luise und den Hinweis auf den Link zur Predigt während der Trauerfeier für Luise. Ich habe den Link geöffnet, die Worte gelesen und war tief berührt von dem Anteil nehmenden Mitgefühl und die Ehrlichkeit, die darin zum Ausdruck gebracht wurden. Möge Gott den Trauernden dadurch einen Ort des Gehaltenwerdens schenken und auch zukünftig sein.

    Ich bete auch für die beiden Mädchen, die diese unverständliche und grauenhafte Tat getan haben. Möge Gott auch ihnen auf eine Weise begegnen, die ich jetzt noch nicht in Worte fassen kann, die sich aber heilsam für sie auswirken wird (auch wenn viele unserer Gefühle sich dagegen sträuben werden).

    Im Hier und Jetzt möge Auferstehung aus verschuldeter und unverschuldeter Dunkelheit die Erfahrung aller Menschen sein.

    Wolfgang

    1. Lieber Wolfgang, ja, so ging es mir auch. Wie oft reden Predigten am Leben vorbei, umso wohltuender war es für mich, diese zu lesen. Gerade in solchen Situationen sind gute Worte so nötig, auch wenn Worte begrenzt sind und das Geschehen unfassbar bleibt. „Möge Auferstehung aus verschuldeter und unverschuldeter Dunkelheit die Erfahrung aller Menschen sein“ – danke für diesen Satz und deine Gedanken. Liebe Grüße und weiterhin gesegnetes Unterwegssein, Steffi

Danke für deinen Kommentar.

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