Es ist der letzte Abend vor seinem Tod. Jesus weiß, was kommen wird. Seine Jünger haben keine Ahnung. Er sagt zu ihnen: „Es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet und mich allein lasst.“ Ein Vorwurf Jesu? Ein enttäuschter Blick? Er redet weiter: „Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ (Johannes 16,32) Ich atme auf. Kein Vorwurf!
Jesus, du weißt es.
Aber du nimmst es nicht persönlich,
trägst nicht nach,
reibst mir mein Versagen nicht unter die Nase.
Du verwendest es nicht gegen mich,
obwohl du es könntest.
Denn du bist der Herr
und ich bin die, die dich verlässt.
Ich war damals nicht im Garten mit dir,
das waren andere.
Ich habe meinen eigenen Garten,
meine eigenen Fluchtwege.
Du weißt es,
nimmst mich, wie ich bin,
mit meinem Dich-Verlassen
und Dich-Verleugnen.
Und während ich wie eine Irre in die Irre laufe,
bleibst du,
verbindest,
auf zweierlei Weise.
Du verbindest mich mit dem Himmel.
Ich bin nicht verlassen,
sondern in deinen Armen,
gehalten von durchbohrten Händen.
Und du verbindest wie ein Verband.
Schützend umgibst du mich,
hältst mich von allen Seiten,
damit ich heil werden kann.
Damals haben dich alle verlassen,
verbunden hat deine Wunden niemand.
Trotzdem,
du bist gestorben,
du bist auferstanden
für alle.
Damit wir mit dir verbunden bleiben.
Damit du verbinden kannst.
Danke, Herr.
Foto: pixabay | congerdesign
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Stephanie Kelm
ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.