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Jesus bleibt am Kreuz

Was hielt Jesus am Kreuz? Warum stieg er nicht einfach runter? Er hätte es tun können. Es wäre der leichtere Weg gewesen. Aber er wollte uns nicht verlieren.

„Steig herab vom Kreuz und hilf dir selbst!“, verspotten sie ihn (Mk 15,30). Jesus tut es nicht. Er ist freiwillig an dieses Kreuz gegangen. Er wird freiwillig an diesem Kreuz sterben. Auch für die, die ihn verspotten. Er wird für sie beten: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34)

Was Jesus tut, entzieht sich meinem Verstand. Ich begreife es nicht. Denn ich hätte den Spott nicht ertragen. Ich hätte den Drang gehabt, es allen zu zeigen. Ich hätte die Flucht angetreten. Und ganz sicher hätte ich es in dem Moment nicht geschafft, für meine Peiniger um Vergebung zu bitten.

Jesus tut es.

Er, der tatsächlich vom Kreuz hätte heruntersteigen können, tut es nicht. Jesus hätte die Macht gehabt, den Spuk auf der Stelle zu beenden. Er hätte gehen, sich einfach wieder in den Himmel verziehen können, seine Ruhe genießen, die Heiligkeit des Vaters, die Sündlosigkeit.

Jesus tut es nicht.

Was Jesus am Kreuz hält

Was ihn hält, ist für mich nicht vorstellbar. Wen liebe ich so, dass ich für ihn sterben würde?

Jesus liebt. Es hält ihn meinetwegen am Kreuz. Und der Schmerz quält ihn, zugleich stärkt ihn die Freude daran, dass mit seinem Tod etwas wieder gut werden darf. Und Gott und Mensch eben nicht länger getrennte Wege gehen müssen.

So viel ist es ihm wert.

„Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Einzig Lukas berichtet von diesem Gebet Jesu. Es zeigt mir, wie sehr Jesus über all dem stand, was mit ihm gemacht wurde. Obwohl er mittendrin war in Schmerz und Spott.

Wenn Menschen nicht wissen, was sie mir antun, dann grenze ich mich ab, verziehe mich in meinen Schutzpanzer. Ich halte mich ihnen garantiert nicht hin und kassiere noch mehr Schläge.

Jesus tut es.

Jesus hält nicht nur seine Wange hin, sondern seine Hände. Sie treiben Nägel hindurch. Und sein Herz. Sie trampeln darauf herum und werden dessen Schlagen beenden.

Ostern zeigt mir: Gott ist anders als ich. Gott ist für das Leben und für mich. Dafür erträgt er alles.

Auferstehung und Leben

Momentan sehe ich im Wald überall die grünen Sprosse aus dem Boden schießen. Mini-Bäumchen versuchen, sich ihren Weg ins Leben zu bahnen. Sprießen aus morschen Baumstämmen, toten Blättern und dunkler Erde. Schwupp, sind sie da! Leben arbeitet sich aus dem Dunkel ins Licht.

Und ich stehe da und staune über die Kraft und Schönheit, die in diesen Keimlingen steckt.

kleiner Spross auf morschem Baum, der sich ausrollt
kleiner Spross, der durch Moos wächst
kleiner Ahornspross mit Mütze

Jesus ist gestorben. Für mich. Weil ich manchmal weiß, was ich tue, aber oft auch nicht. Und er ist auferstanden, unaufhaltsam, wie ein grüner Spross. Damit ich nicht in meiner Sünde festklebe, sondern Leben, ein „Gott und ich“ möglich ist.

Verdient habe ich es genauso wenig wie die Soldaten, die Jesus damals ans Kreuz nagelten. Begreifen werde ich es wohl nie. Jesus, bin ich wirklich so liebenswürdig für dich?

Ich sehe Jesus nicken.

Gesegnete Ostern!

Info: Nächste Woche gibt es eine Blogpause. Am 11. April geht es hier weiter.

Foto: pixabay | Gerd Altmann (Titel)


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


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