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Zwei, die sehen

Jesus finden – Simeon und Hanna gelingt es mitten im Tempeltrubel. Wie haben sie das nur gemacht? Ich tue mich so schwer damit.

Simeon und Hanna

Es gehört eigentlich nicht mit zur Weihnachtsgeschichte, und doch gehört es dazu. Lukas 2 berichtet nicht nur von der Geburt Jesu, sondern auch davon, dass Maria und Josef mit Jesus 40 Tage später in den Tempel gingen, um ihren Sohn dem Herrn zu heiligen.

Was die nun folgenden Verse so besonders macht, sind zwei Menschen: Simeon und Hanna. Und wenn ich lese, wie sie beschrieben sind, dann würde ich sie unheimlich gern kennenlernen, sie auf mein Sofa einladen und mit meinen Fragen löchern.

Simeon, so steht in Lukas 2,25, „wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm“. Und ich stelle ihn mir vor – weise, in Gott und sich ruhend, Ausschau haltend. Und dann ist da Hanna, die „nicht vom Tempel [wich] und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht“ (Vers 37).

Zwei Menschen, die Gott im Herzen haben. Zwei, die auf den Erlöser warten. Zwei, die Gott sehen und hören, suchen und finden.

Jesus im Tumult finden

Vermutlich herrschte an diesem Tag 40 Tage nach der Geburt Jesu der übliche Trubel. Die Händler versuchten, ihre Opfertiere an den Mann zu bringen. Auf den Tischen der Geldwechsler klapperte es. Tauben flatterten und Schafe blökten.

Mittendrin Simeon und Hanna, geleitet von Gott, umgeben von Frieden. Und einerseits ist es erstaunlich, dass sie Jesus in dem ganzen Tumult finden, andererseits wundert es mich nicht.

Ich frage mich, was ich an jenem Tag im Tempel gesehen hätte. Hätte ich Jesus gesehen? Hätte ich ihn erkannt wie Simeon und Hanna? – Zugleich lebe ich selbst mitten im Trubel. Bei mir blöken zwar keine Schafe und Geldwechsler brauche ich auch nicht mehr, dafür blinkt und schreit anderes.

Hanna und Simeon, zwei Ruheinseln mitten in Lärm und Geschäftigkeit. Zwei, die hören. Zwei, die sehen.

Gott aufspüren

Der vierte Advent steht vor der Tür. Was sehe ich? Wenn ich ehrlich bin, dann sehe ich alles Mögliche, nur den Erlöser nicht, der da mit Maria und Josef in der Ecke steht. Und auf meinem Wohnzimmerschrank.

Zu gern würde ich Hanna und Simeon fragen: „Wie macht ihr das? Wie kriegt ihr das hin, Gott so sehr im Herzen zu haben? Wie hört ihr Gott bei all dem Lärm?“

Es macht mir Mut, dass es Hanna und Simeon gelingt. Gottes Ruhe, sein Frieden kommt in ihrem Leben an, auch wenn die Welt um sie herum kopfsteht. Nein, der Lärm muss mich nicht auffressen. Gott kann auch für mich hörbar sein. Frieden im Herzen ist kein Ding der Unmöglichkeit.

Ich möchte hinhören und hinsehen. Ich will Gott aufspüren, riechen, schmecken, mich ausstrecken nach ihm und seinem Frieden. Denn er ist ja da! Er ist für mich gekommen.

Frohe Weihnachten dir!

Foto: pixabay | Paul Henri Degrande


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


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