Adventszeit lässt uns oft in heile und heimelige Kerzenscheinwelten flüchten. Doch noch ist nicht alles heil in dieser Welt. Advent heißt auch warten.
Türchen zum Advent
Zurzeit poste ich auf Social Media jeden Tag ein „Türchen“ zum Advent. Gute Gedanken. Ein bisschen Hoffnung, ein bisschen Licht. Für jeden, der mag. Und es braucht.
Zugleich erreicht mich die Nachricht einer Freundin. Sie hat einen Tumor. Verdacht auf bösartig. Dazu fallen mir mindestens eine Handvoll Leute ein, die sich gerade wie sie durchs Leben kämpfen und nicht wissen, wie es weitergehen wird.
Und ich komme mir plötzlich ganz klein vor mit meinen wunderschön gestalteten Türchen, an denen die Realität jedoch ordentlich rüttelt. Ja, Schönheit ist da. Auch und gerade im Advent. Aber Schrecken auch. Zerbruch, Scherben, Tod, Angst, Trauer, Tod. Und manchmal auch Wut auf Gott.
Einerseits passen meine Türchen. Sie bringen die Hoffnung, nach der wir schreien. Andererseits nicht. Denn es erscheint mir oft passender, mitzuweinen, mitzuschreien oder zumindest zu schweigen. Und meine schönen Bildchen zu lassen. Denn die passen auf einmal so gar nicht mehr.
Hoffnungszeit
Advent ist eine Hoffnungszeit. Und zugleich ist es eine Zeit, in der mir auch immer wieder schmerzlich bewusst wird: Noch warte ich darauf, dass sich erfüllt, was Gott versprochen hat. Noch hocke ich auf dieser dunklen Erde. Noch ist längst nicht alles gut.
Abends im Bett fällt mir ein Text ein. „Denen, die da wohnen im Dunkeln, scheint ein helles Licht.“ Er muss irgendwo bei Jesaja stehen. Am nächsten Morgen suche und finde ich ihn: „… über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ (Jesaja 9,1)
Wer im Dunkeln sitzt, sehnt sich nach Licht. Manchmal frisst die Dunkelheit aber auch alle Hoffnung auf. Wenn die Sonne dann da ist, ja klar! Aber mitten im Dunkel fällt es schwer, ans Licht zu glauben.
Es gibt einen anderen Text, der mich immer wieder berührt. Er spricht von Jesu Kommen auf diese Erde und greift genau dieses Bild von Licht und Dunkel auf. „Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“ (Johannes 1,5)
So finster es auch sein mag und so wenig ich im Moment vielleicht an Jesus, das Licht, glauben kann: Die Finsternis kann sein Licht nicht auslöschen. Sie kann es nicht! Keine Chance!
Warten auf den zweiten Advent
Ich sehne mich nach Licht. Adventszeit ist beides – Licht und Dunkel. Noch hocken wir im Dunkeln. Noch loben wir Gott nicht nur für manche Schönheit und gute Erfahrung, sondern schreien auch zum Himmel. Und doch, Jesus ist vor 2000 Jahren schon gekommen. Er hat das Böse besiegt. Der erste Advent ist längst Geschichte und vollendet.
Heute, wo ich diesen Beitrag schreibe, befinde ich mich zwischen erstem und zweitem Advent. Im Kirchenjahr gibt es nach der Tradition vier Adventssonntage, aber wenn ich so darüber nachdenke, dann gibt es in der Bibel nur einen ersten und einen zweiten Advent. Mittendrin ist das Jetzt.
Jesus wird wiederkommen. Er hat es versprochen. Und wenn er das nächste Mal kommt, wird sein Licht alle Dunkelheit vertreiben. Dann wird alle Zerrissenheit, alles Leid enden. Wirklich enden.
Bis dahin ist Wartezeit. Adventszeit. Und doch in der Hoffnung: Das Licht ist da! Es wird kommen! Er wird kommen! Und deswegen lohnt es sich eben doch, kleine Lichter der Hoffnung anzuzünden.
Foto: pixabay | 8188956
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Stephanie Kelm
ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.