Zum Inhalt springen

Bereit für den Advent?

Mein Kopf ist voll, mein Kalender auch – aber die Adventszeit soll nicht einfach nur an mir vorbeirauschen. Wie kann echter Advent gelingen?

Der erste Advent steht vor der Tür. Noch liegt die Weihnachtsdeko in der Kiste, die ich vor einigen Tagen aus dem Keller geholt habe. Vielleicht schaffe ich es ja noch pünktlich.

In mir muss noch Advent werden. Viel zu schnell ging das Jahr vorbei. Es war doch gerade erst Sommer! Und überhaupt, ruhig ist es nicht in mir.

Da kommt der Schnee gerade richtig, der hier im Taunus alles durcheinandergewirbelt und sanft bedeckt hat. So, als würde Gott seinen weißen Schleier auf die ganze Geschäftigkeit legen und mir zurufen: Halt an!

Advent heißt Ankunft. Ankunft des Herrn. Und ich denke gerade: Wenn ich Gottes Ankunft in meinem Leben nicht verpassen will, dann muss ich anhalten. Stehenbleiben. Sonst kriege ich ihn maximal aus dem Augenwinkel mit. Wenn überhaupt.

Als Jesus auf dieser Erde war, sind die Leute ihm scharenweise hinterhergelaufen. Sie haben die Uhr ihres Alltags angehalten, sind einfach mitgegangen. Eigentlich waren sie schlau.

Frei werden

Vor einigen Tagen war ich endlich mal wieder drei Stunden draußen. Spazieren. Einfach nur in meinem Tempo durch Wald und Wiesen laufen. Das war noch vor dem Schnee und entsprechend sah alles ziemlich trist und grau aus. November eben.

Nach einer Stunde Laufen hörten meine Gedanken dann auf zu rattern und ich fing plötzlich an zu sehen. Den Wassertropfen an der Rinde des großen Ahorns. Die zwei kleinen Baumpilze an der dicken Eiche. Ein Buchenblatt, schon lose, das lustig an einem Zweig hängengeblieben war.

Schönheit mitten im Novembergrau. Eine Stunde bin ich daran vorbeigelaufen! Aber dann war sie da, und ich mittendrin und in ihren Bann gezogen. Ich staune selbst darüber, wie schnell es gehen kann und wie einfach es eigentlich ist.

Wassretropfen an Rinde
ein herumhängendes Blatt
Pilze an einem Baum

Sehen

Ich sehe nicht, wenn mein Kopf beschäftigt ist. Ich sehe nicht, wenn ich herumrase. Dann kann ich gar nicht sehen! Und wie oft renne ich nicht sehend durchs Leben, meine aber, ich würde sehen!

Ankunft des Herrn – verpasse ich sie? Hat Gott eine Chance, in meinem Leben anzukommen?

Es gibt keine Garantie für diese Momente des Sehens. Nicht immer legt sich nach einer Stunde Laufen der Schalter in mir um. Nicht immer sehe ich so viel. Nicht immer entdecke ich Gott. Aber ich spüre deutlich, dass ich in stillen Stunden und auf langen Spazierrunden bereiter werde.

„Bereitet dem Herrn den Weg!“ (Lukas 3,4) Es war der Auftrag an Johannes. Es ist auch ein Tipp für mich: Bereite dem Herrn den Weg!

Ich weiß nicht, ob es mir in dieser Adventszeit gelingen wird. Zu oft pflastere ich meine Wege mit anderen Dingen zu und die Adventszeit ist immer eine besondere Herausforderung. Aber sie ist vielleicht auch eine Chance, Gott ein kleines bisschen mehr den Weg freizumachen.

Gerade schneit es wieder und Hausbesitzer werden vielleicht auch heute ihre Wege vor dem Haus freischaufeln. Ein gutes Bild für mich und Gott. Wo möchte ich ihm und mir heute Raum schaffen? Wo ist es dran, Dinge wegzuschieben, damit er durchkann?

Ich habe überlegt, mir in der Adventszeit jeden Tag einen langen Spaziergang zu verordnen. Keine drei Stunden, aber vielleicht eine. Ich will sehen. Nicht nur Wassertropfen, Pilze und lustige Blätter. Auch Gott.

Dir eine gesegnete Adventszeit!


Anderes aus der Kategorie „Staunmomente“


Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


Danke für deinen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert