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Das Laserlabyrinth

Ist das Leben wie ein Parcours und Gott steht als Aufpasser daneben, ob ich alles richtig mache? Ich glaube, Gott ist anders. Ganz anders.

Auf dem Parcours

Es ist schon Jahre her und war das gefürchtete Schlussspiel einer TV-Show: das Laserlabyrinth. Laserstrahlen spannten sich dabei wie ein Netz von links nach rechts über verschiedene Höhen und Winkel über eine Strecke von vielleicht fünfzehn Metern. Die Finalisten mussten den Parcours absolvieren, natürlich, ohne einen Laserstrahl zu berühren. Der kleinste Fehler zwang die Teilnehmer, wieder von vorn zu beginnen. Daneben lief gnadenlos die Stechuhr.

Ich spüre jetzt beim Schreiben noch die Anspannung, die ich beim Mitfiebern immer hatte. Und ich habe noch den lauten Bass-Ton im Ohr, der immer dann durchs Studio tönte, wenn ein Teilnehmer mal wieder einen Laserstrahl berührt hatte – und von vorn beginnen musste.

Gott und das Labyrinth

Manchmal lebe ich so, als würde Gott aus meinem Leben ein Laserlabyrinth machen.

Dann meine ich, es sei am wichtigsten, dass ich ja keinen Fehler mache. Und ich starre auf all die Laserstrahlen meines Lebens und bemühe mich darum, fehlerfrei durchzukommen und möglichst nichts zu berühren, was ich nicht berühren darf. Denn ich soll ja durchkommen! Das ist doch das Ziel! Inklusive Heiligung.

In der Praxis bin ich dann megaverkrampft und überhaupt nicht mehr ich. Ja, vielleicht war ich tatsächlich den ganzen Tag freundlich, hilfsbereit und für andere da, aber es hat mich auch eine Menge Kraft gekostet. Ein besserer Mensch bin ich dadurch jedenfalls nicht geworden.

Das Laserlabyrinth konfrontiert mich mal wieder mit meinem Gottesbild, das immer noch zu oft einfach nur gruselig ist. Als würde es Gott darum gehen, dass ich ja keinen Fehler mache und einen anständigen Auftritt für ihn hinlege. Als würde er mir jeden Spaß verderben wollen und mir ununterbrochen zurufen: „Pass auf, sonst …!“

Sonst was? Bekomme ich sonst die Rote Karte? Werde ich vor die Tür gesetzt? Steht Gott traurig kopfschüttelnd vor mir und schickt mich weg?

Es sind alles Bilder, die immer noch in mir stecken. Ängste. Und manchmal ploppen sie auf und ich spüre, mein Herz ist noch lange nicht ganz bei Gott angekommen und ruhig in ihm.

Drei Gedanken zu Gott, dem Laserlabyrinth und mir.

1 – Gott zählt keine Fehler

Ich denke immer noch: je weniger Fehler, desto besser. Und zucke innerlich zusammen, wenn ich an den „Laserstrahl“ komme. Aber was wäre, wenn Gott nicht zuckt, mich auch nicht zurückscheucht, auch keine Uhr gegen mich aufgestellt hat? Was wäre, wenn er weiß: Aus Fehlern lernt man.

Niemand macht aus Spaß Fehler. Wenn Gott gut ist, dann schrecken ihn meine Fehler nicht ab, sondern er ist völlig gechillt dabei, denn er weiß: Im Laserlabyrinth-Leben passieren Fehler. Kann es sein, dass es ihm vollkommen egal ist, wie viele Fehler ich mache? Worauf kommt es ihm denn an?

„Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Markus 2,17)

2 – Gott will Freiheit

Gott ist niemand, der mir ein Labyrinth baut, auch wenn ich das manchmal meine. Das Labyrinth baue ich mir selbst, baut mir das Leben auf diesem sündigen Planeten. Jesus sagt: Ich will euch freimachen! (Johannes 8,36)

Was für ein verkehrtes Bild habe ich von Gott!

Was wäre, wenn Gott mich eben nicht einengt, mir keine 1000 Regeln auferlegt? Wenn Gott wirklich gut ist, steht er eben nicht mit der Stechuhr als Aufpasser neben mir. Nein, dann drückt er den Aus-Knopf, um dem Spuk und meinem Verbiegen ein Ende zu machen.

Und er sagt: „Du bist frei. Du darfst aufrecht gehen. Springen. Tanzen.“

3 – Gott sucht Beziehung

Wenn ich ehrlich bin, zermürbt es mich, wenn mein Blick nur auf die Laserstrahlen und mich gerichtet ist und darauf, fehlerfrei durchzukommen. Training hin oder her, ja, vielleicht bin ich nach 100 Malen besser. Aber ist es das, worum es geht?

Die Bibel redet an vielen Stellen so gar nicht von einem Parcours oder tollen Auftritten. Die meisten biblischen Personen haben auf ihrem Parcours überhaupt nicht geglänzt.

Wenn ich den Fokus auf den Parcours lege, habe ich vor allem mein Abschneiden und mich im Blick. Jesus nicht. Aber um ihn geht es doch eigentlich! Er ist doch Weg, Wahrheit, Leben! In ihm bin ich sicher und geborgen. In ihm habe ich alles, was ich suche und brauche.

Nicht in mir.

„Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren“ (Hebräer 4,16).

Freimütig

Freimütig. Entspannt. Zuversichtlich.

Es ist das ganze Gegenteil vom Laserlabyrinth. Ich muss bei Fehlern nicht zusammenzucken. Ich muss nicht fürchten, bei Gott durchzufallen. Ich muss nichts schaffen und keinen Auftritt hinlegen. Ich darf sein.

Ich darf Barmherzigkeit empfangen. Gnade finden. Hilfe erfahren.

Ich verhakele mich oft in Angstfragen und unterstelle Gott Kleinlichkeit, Strenge, Unmenschlichkeit. Aber Gott ist anders. Er hat den Laser nie angeknipst, das war Satan. Und am Kreuz hat er den Stecker gezogen. Der Vorhang ist zerrissen, der Weg ist frei. Es gibt kein Labyrinth mehr.

Der Weg ist frei. Ich darf aufhören mit meinem Bemühen um einen guten Auftritt. Ich darf meine Angst ablegen, Fehler zu machen. Ich darf leben. Aufrecht gehen. Hinein in Gottes Liebe, Freiheit und Weite.

Freimütig. Entspannt. Zuversichtlich.

Foto: pixabay | Klaus P. Rausch


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


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