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Ich hänge fest

Manchmal hänge ich fest. In meinen Gedanken. In meinen Sorgen. In meiner Welt. Dann schaffe ich den Sprung nicht in Gottes Welt. Freiwerden – nur wie?

Von meiner Welt in Gottes Welt

Ich hänge fest in meiner To-do-Welt. Zurzeit bin ich bis über beide Ohren beschäftigt und es gelingt mir nicht, einfach nur bei Gott zu sein. In meiner Stillen Zeit morgens sitze ich da, aber meine Gedanken sind sonstwo, nur nicht bei Gott.

Gern würde ich an ihn denken, mein Gedankenrattern ausschalten, mich von ihm in seine Welt entführen lassen. Es funktioniert nicht. Ich schaffe den Sprung nicht von meiner To-do-Welt in seine Ich-bin-Welt.

Es kommt mir vor, als wäre ich in einen fetten Mantel meiner Gedankenschleifen gepackt. Und ich sage mir: Ja, leg ihn doch einfach ab! – Aber es geht nicht. Der Mantel klebt auf meiner Haut und aus meiner Haut komme ich nicht raus.

Vielleicht muss ich gar nicht aus meiner Haut raus.

Komm trotzdem!

Ich habe ein Bild aus der Vergangenheit vor Augen. Ich sehe mein verschorftes Knie und die Kompresse, die sich großflächig an der Wunde festgeklebt hat. Festgebackene Kompressen muss man langsam lösen. Vorsichtig. Um nicht noch mehr Schaden anzurichten.

Es ist, als ob Gott zu mir sagt: „Komm trotzdem zu mir. Mit deinem dicken Mantel aus To-do-Gedanken und Sorgen.“

Herr, ich sollte ohne diesen fetten Mantel kommen. Du sagst doch, ich soll meine Sorgen wegwerfen.

„Was klebt, kannst du nicht wegwerfen.“

Gott weiß mehr als ich. Er kennt mich besser als ich mich. Er kennt meinen Anspruch, dass ich das mit dem Mantel allein schaffen müsste, denn das steht doch so in der Bibel. Und er weiß um meine Schuldgefühle, weil ich es nicht schaffe.

Ich schaffe den Sprung nicht von meiner To-do-Welt in seine Ich-bin-Welt. Ich schaffe es einfach nicht. Auch nicht mit frommen Kniffen und einer disziplinierten Stillen Zeit.

Ich kann es.

Die festgeklebte Kompresse löse ich Millimeter um Millimeter. Sorgsam. Immer wieder mache ich Pause, beginne neu. An manchen Stellen hilft das Einweichen mit Wasser, an anderen nicht. Dann wechsele ich erst einmal von links nach rechts. Vielleicht geht es links nachher besser.

„Was klebt, kannst du nicht wegwerfen, Stephanie.“

Gott sagt: Es ist so. Und es ist okay so. Nimm es an. Du hast einen dicken Mantel. Du würdest ihn gern loswerden. Du kannst ihn dir nicht allein ausziehen. Aber ich kann es.

„Ich kann es.“

Gott schafft das mit dem Mantel, der auf meiner Haut klebt. Der Mantel schreckt ihn nicht ab. Er nimmt mich mit Mantel. Umarmt mich mit Mantel. Liebt mich mit Mantel.

Und nebenbei arbeitet er sich mit mir Stück für Stück die Wunde entlang. Sorgsam. Vorsichtig. Mit Pausen. Und Zuversicht.

Es ist gut, dass ich zu Gott gehe, auch wenn ich mit mir beschäftigt bin. Auch wenn ich den Eindruck habe: Es bringt nichts. – Vielleicht bringt es immer etwas. Millimeter. Heilende Wunden. Segen.

Gott, mein Mantel ist dick und er klebt wirklich fest. Ich weiß nicht, ob du dir die Arbeit machen willst. Ich weiß nicht, ob du das überhaupt schaffst mit mir.

„Ich will mir die Arbeit machen. Und übrigens, deine Wunden kann ich heilen.“

Foto: pixabay | Sophia Martin


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


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