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Gott oder Handy

Wie bekomme ich mehr Hunger auf Gott als auf mein Handy? Und warum reiht sich Gott nicht in die ein, die lautstark um mich werben?

Anziehungskraft Handy

Gestern bin ich mal wieder im Handy versackt. Eigentlich war es meine Stille-Zeit-Zeit. Eigentlich.

Warum ist mein Smartphone für mich so faszinierend und fesselnd – und Gott ist es nicht?

Sicher, mein Handy antwortet mir wesentlich schneller. Es spuckt mir aus, was ich suche oder es unterhält mich einfach nur gut. Ein Klick und ich weiß, auf welcher Konferenz Scholz gerade weilt, dass in Innsbruck die Sonne scheint, was für ein Hochzeitskleid Christin gestern getragen hat …

Mit Gott ist es anstrengender. Prompte Antworten sind Fehlanzeige und manchmal bis oft fühle ich mich auch sehr angeschwiegen und sitzengelassen.

Gott ködert nicht

Mein Kopf weiß: Das Handy stillt nur oberflächlich und begrenzt meine Bedürfnisse. Die Apps wollen mich als Konsumenten ja locken und zum Kaufen oder Klicken animieren. Aber wenn ich ehrlich bin: Gott tut mir besser als jede „Handytour“. Denn die lässt mich oft einfach nur müde und gereizt zurück.

Mehr Hunger nach Gott – das wünsche ich mir gerade. Und weniger Hunger nach Infos und Entertainment. Könnte Gott mich nicht ein bisschen mehr ziehen? Er hat doch bestimmt ganz andere Tricks auf Lager als die Werbeindustrie.

Gott benutzt aber keine Tricks. Er ködert nicht. Hätte Jesus einen Agenten gehabt oder jemanden, der professionell für ihn die Werbetrommel gerührt hätte, er hätte sicher mehr Reichweite gehabt und mehr Follower sowieso.

Aber darum ging es ihm nicht. Statt Strategiegespräche mit Schlüsselpersonen seiner Gesellschaft zu führen, sitzt Jesus lieber in der Mittagshitze mit einer Samariterin am Brunnen oder heilt auf einer staubigen Straße einen bettelnden Blinden. An anderen Tagen sorgt er dafür, dass 5000 Menschen etwas nach seiner Predigt zu essen haben, ja, und hin und wieder hat er eine leidige Auseinandersetzung mit den Pharisäern. Auch da, meine ich manchmal, könnte er diplomatischer vorgehen.

Jesus ködert nicht. Gott schickt kein Marketingteam von Engeln mit auf die Erde. Eher ist Jesus bei seiner Mission erstaunlich echt und ungemacht. Er versucht nicht, jemand zu sein oder möglichst überzeugend und anziehend zu wirken. Er ist einfach Gott und Mensch, ohne Pomp und Präsentationsmappe.

Einladung in die Freiheit

Wer von Jesus angezogen ist, dem sagt er: Willkommen! Wer nicht, ja, dem weint Jesus ehrlich hinterher (Lk 19,41.42). Aber Jesus fängt nicht, zwingt nicht, hält nicht fest, klebt uns nicht an sich. Er lädt ein: „Bleib!“ und dann überlässt er mir mein Kommen und Gehen. Freiheit.

„Bleib!“ und „Komm!“, „Gib mir, was dich beschwert!“ und „Bitte mich!“ – es sind Einladungen. Zu oft kriegt trotzdem mein Handy den Zuschlag. Ich will das nicht mehr und weiß doch: Ich brauche Gottes Hilfe dabei.

Wie kriege ich mehr Lust auf Gott, mehr Hunger nach ihm, mehr Sehnsucht und Appetit? Wie kann ich verbundener mit ihm sein?

Drei Schritte zum Abhaken wären super, aber auch so funktioniert Gott nicht. Es geht ihm nicht um Schritte und Punkte. Es geht ihm um mich und um Beziehung.

Ich will Beziehung zu Gott wagen, immer wieder neu. Ich will ankommen mit meiner nicht vorhandenen Sehnsucht nach ihm und meiner Handylust. Er ist doch der, der alles neu machen kann. Und ich bin Mensch, zugehörig zu der Rasse, die es stets versemmelt hat. Nein, ich will mich nicht darauf ausruhen und dahinter verstecken.

Ich bin schuld. Ich. Bin. Schuld.

Aber er ist der Retter. Er. Ist. Der. Retter.

Herr, hilf mir, dich mehr zu wollen. Ich will Hunger, Sehnsucht und Lust nach dir haben. Hilf mir, dich Stück für Stück auf meiner Liste nach ganz oben zu schieben, lass mich dir Raum geben, damit du über meinem Leben leuchten kannst und hineinstrahlen in jede Ecke. Halt mich fest, so wie du es immer tust, damit mich nichts aus deiner Hand reißen kann. Denn du bist der Herr und sollst es bleiben, nicht mein Handy.

Foto: pixabay | Karamel


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


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