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Sommerpausenende

Sommerpause. Der Sommer war anders als gedacht. Ich wollte viel, auch mit Gott. Geworden sind andere Dinge. Vielleicht war es richtig so.

Nach Nord und Süd

Die Sommerpause geht vorbei und in den letzten Tagen spüre ich das Bedürfnis, Resümee zu ziehen. Ich bin mit einer Erwartung, einem Wunsch in diesen Sommer gegangen. Ich wollte mich mit Gott wieder mehr verbinden, mit guten Gedanken von ihm aus dieser Sommerpause herausgehen. Sprudelnd, überfließend, frisch.

Mein Mann und ich hatten dieses Jahr aufgrund seines Sabbaticals mehr Zeit. Über sechs Wochen waren wir unterwegs. Vier Wochen Schweden, zwei Wochen Bulgarien.

Vier Wochen Natur pur zwischen Seen und Wäldern in der schwedischen Wildnis, zwischen Blaubeeren und Pilzen, mit Schlauchboot und bei eher kühlerem Wetter. Danach Bulgarien, das Kontrastprogramm. Sommer, Städte, ein paar Tage Wellness, Verwandte. Beides war schön.

Anderes sammeln

Was bleibt von diesem Sommer? Was ist aus meinen Wünschen geworden?

Ich wollte mein Glaubenshaus bauen. Es ist nicht so gelungen wie gedacht. Meine Stille Zeit war eher zähe Stille. Manchmal habe ich sie auch ausfallen lassen, oft war sie kürzer als beabsichtigt. Ich hatte Bücher mit, meine Bibel, einen Kommentar zum Johannesevangelium. Ich habe gelesen, aber es blieb mühsam und trocken. Mir ist kein Horizont aufgegangen – mein Herz auch nicht.

Ein Buch von Thomas Härry stupste mich irgendwann in den Gedanken hinein, dass es in der Stillen Zeit nicht darum geht, neue Erkenntnisse zu sammeln, sondern darum, in Gottes Gegenwart zu sein. Wollte ich zu viel sammeln?

Gesammelt habe ich anderes in den Wochen in Schweden: Blaubeeren, Pilze, Ruhe. Es tat gut, so weit ab vom Schuss zu sein und weit weg vom Alltag. Zum Einkaufen war es eine Dreiviertelstunde mit dem Auto. Ansonsten waren wir mit unserer kleinen Blockhütte mitten in der Wildnis. Zwischen schier endlosen Nadelwäldern, Hügeln, Schotterstraßen, Seen. Und ganz viel Himmel.

Mich Gott hinhalten

Vielleicht denke ich zu eng davon, was es heißt, mit Gott verbunden zu sein. Ich meine immer, ich müsste diese Verbundenheit spüren, es müsste warm und nah zwischen Gott und mir sein, inklusive guter und neuer Gedanken. Vielleicht zeigt sich Verbundenheit mit Gott aber auch ohne große Gefühle und Erkenntnisse. Vielleicht ist es einfach ein Mich-ihm-Hinhalten.

Mein Miteinander mit Gott war anders als geplant. Gott war trotzdem dabei.

In Schweden sind wir irgendwann nur noch mit Sammelbüchsen rausgegangen. Die Blaubeeren standen überall und die Pilze sind so üppig aus dem Boden geschossen, dass wir bald nur noch die schönsten genommen haben. Direkt vor unserer Hütte auf dem Rasen konnte ich die Butterpilze fürs Abendbrot sammeln. Das war toll! Und für mich, die sonst alles kaufen muss, war es etwas Besonderes. Einfach rausgehen, ernten, genießen! Gottes Büffet eben.

In Bulgarien habe ich die Wärme genossen, das Schwimmen an unserem Kurort in den Bergen, die Massagen, den gedeckten Tisch. Überhaupt hatten mein Mann und ich in diesem Sommer viel gute Zeit zusammen, entspannte Zeit. Der Alltag durfte einfach mal draußenbleiben. Das tat gut!

Gott war da. Ich weiß es. Vielleicht hat er mir mit Absicht das Zepter aus der Hand genommen und mir damit gezeigt: Es geht nicht darum, schlaue Gedanken zu sammeln. Glaube ist mehr.

Fragende bleiben

Trotzdem frage ich mich im Nachhinein, ob ich nicht mehr hätte tun können. Hätte ich meine Zeiten mit Gott besser schützen müssen? Manchmal sind sie einfach hinten runtergefallen. Hätte ich stärker dranbleiben sollen? Nicht immer habe ich die Zeit genutzt, die ich eigentlich gehabt hätte. Manches habe ich auch laufen lassen, oder gehofft, dass es sich ergibt. Es hat sich nicht viel ergeben.

Was mir gefehlt hat, war mein eigenes Reich zum Freidenken. Wir hatten ein großes Wohnzimmer in der Hütte und ein großes Doppelzimmer in Bulgarien, aber ich merke, ich brauche meinen Raum; ich lasse mich leicht stören und ablenken. Zu Hause finde ich meine Nischen besser.

Ich bin unschlüssig, wenn ich zurückblicke auf diesen Sommer. Nein, ich komme nicht voller Ideen sprudelnd wieder, ich fühle mich nicht wundersam belebt, auch nicht sehr gottnah. Aber ich bin ausgeruht, habe diesen Sommer viel gesehen und erlebt, bin beschenkt auf andere Weise. Und ich bin motiviert und freue mich darauf, dass ich wieder zu Hause sein und meinen gewohnten Rhythmus aufnehmen darf.

In Gottes Gegenwart

Vielleicht muss ich auch einfach lernen: Stille Zeit ist kein Sport, kein Wettbewerb, keine Leistung. Stille Zeit ist auch keine Tankstelle, bei der ich hinterher immer gefüllt aufstehe. Das kann so sein. Ich habe es oft erlebt. Aber es muss nicht so sein.

Was wäre, wenn Stille Zeit wirklich nur die Zeit wäre, in der ich in Gottes Gegenwart trete? Zeit, in der ich sage: „Hallo Gott, ich bin da!“ – und in der ich wissen darf: Gott heißt mich willkommen. Nicht mehr und nicht weniger.

Vielleicht muss ich meinen Anspruch herunterschrauben oder überhaupt das ändern, wonach ich suche. Ja, ich liebe tolle Gedanken und Gott hat mich oft damit versorgt. Aber Gott geht es nicht in erster Linie darum, mich mit tollen Gedanken zu versorgen. Ihm geht es darum, mit mir zusammen zu sein.

In Gottes Gegenwart sein. Einfach so. Auch wenn nicht viel passiert. Und mich trotzdem sicher und geborgen wissen. Ich darf es. Ich soll es. Kann ich es?


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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.



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Stephanie Kelm

ist verheiratet und zu Hause im Taunus. Sie liebt es, schreibend und wandernd Gottes Welt zu entdecken und ist staunend und stolpernd unterwegs ins Vertrauen.


4 Gedanken zu „Sommerpausenende“

  1. Steffi, wie schön, Du bist wieder da….!!!
    ich habe gerade Deine Sommerpausen-Gedanken gelesen….so viel wunderbare Natur und Stille, so viel Schönes hast Du erlebt….
    und doch bleibt ein Stück Sehnsucht in Dir….
    Ist es nicht die Sehnsucht nach Vollkommenheit, die wir alle in uns tragen?
    Will Gott uns nicht einfach SO wie wir sind?
    Einfach als MENSCH? Nicht perfekt in unseren Bemühungen….Einfach nur voller Vertrauen in IHN. ..ER kennt doch unser Herz und unsere Gedanken! Wir dürfen uns bei IHM einfach fallen lassen, leben und aufatmen…..ohne Zensur!!
    Genieß das Heimkommen, Steffi und Deinen Rückzugs-Ort…..Ich fühle mich Dir in Gedanken verbunden

    1. Liebe Elke, danke für dein „Willkommen zurück!“ und deine Worte. Sehnsucht nach Vollkommenheit, wie du schreibst, trifft es vielleicht gut. Manchmal will ich wirklich zu viel oder meine, das und das zu brauchen. Vielleicht ist es ganz gut, dass Gott mich manchmal bremst :). Wir bleiben unterwegs … Liebe Grüße, deine Steffi

  2. Wie schön, dass Du wieder da bist und dass es wieder Neues auf dem Blog gibt! Ich hatte Deine Beiträge in den letzten Wochen vermisst.

    Eine Frage, auf die ich noch keine rechte Antwort gefunden habe, ist die: Was hat Gott eigentlich von meinen „Stillen Zeiten“ bzw. meinen Gebeten? Sollte es nicht weniger um meinen „Gewinn“ aus diesen Zeiten gehen als darum, zweckfrei Zeit mit Gott zu verbringen? Aber wie macht man das eigentlich?
    Aber vielleicht ist Gott auch mit dabei, wenn ich eine Tasse Tee o.ä. genieße und einfach nur denke, wie lecker! Vielleicht ist Er mit dabei, wenn ich abends eine Nase voll Spätsommerluft nehme und dabei denke, wie wunderbar sie duftet. Vielleicht steht Er in all diesen kleinen Momenten neben mir und freut sich ebenso und ich verbringe daher mehr Zeit in Seiner Nähe, als mir bewusst ist. Vielleicht…

    1. Hallo Agnes, viele gute Fragen … Wir buchstabieren wohl beide daran :). Ich merke, ich will immer viel zu viel machen und auch einen Output haben. Gott geht da wohl ganz anders ran und begegnet uns anders und als der Andere. Das irritiert nur zuweilen und manchmal frustriert es auch. Aber vermutlich bringt er uns dadurch auf die bessere Spur … Liebe Grüße!

Danke für deinen Kommentar.

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